Ich habe mal gehört, wie Peter Stein seiner wundervollen Schauspielerin und Lebensgefährtin Jutta Lampe erklärte, (anlässlich eines Botho-Strauß-Stückes?), dass der Zuschauer bei dem Satz „Der Morgen graut“ buchstäblich das ganze Grauen und das Unheimliche eines neues Tages voller Kämpfe und Enttäuschungen auf der Haut spüren müsse.

Nun, hier oben an der See graut es den ganzen Tag, um so schöner, drinnen zu sein und hinauszuschauen und die Opfergaben in den Blick zu nehmen, die dem Buddha auf der Terrasse zugesellt sind. Als da sind: der leuchtend gelbe Orangensaft und das leuchtend rote Buch über die Sucht.

Mein erstes Buch im Selbstverlag, was für ein großartiges Gefühl von Unabhängigkeit.

Zunächst mal der gesundheitlichen Unabhängigkeit von der Sucht. Wie sehr das die Lebenszufriedenheit steigert. Dann die politische und ideologische Unabhängigkeit, denn nach den Erfahrungen mit dem Manuskript zu meinem letzten Buch, das der Finanzbuch-Verlag dann so großartig unter seine Fittiche genommen hatte, kam ich zur Überzeugung, dass ich für die großen Publikumsverlage, für die ich Bestseller geschrieben hatte, nicht mehr in Frage komme. Mit einem Wort: dass ich TOXISCH geworden bin, ja, dass ich bei den verantwortlichen Verlegern und Lektoren die Angst vor Kontamination auslöse.

Selbst ein Buch über Gartenpflege oder das Basteln von Weihnachtssternen würde wie ein fauler Apfel den ganzen Sortimentskorb verderben, und Aufpasser und Verpfeifer wie Niggemeier oder Böhmermann würden mit großen Anfragen fordern, dass Köpfe rollen.

Oder eben dieses Buch, dass sich mit Wegen aus der Nikotinsucht beschäftigt, also in die Kategorie „Ratgeber“ oder „Fißness & Gesundheit“ fällt.

Allerdings wäre es kein Matussek-Buch, wenn es ganz unanstößig wäre und überhaupt keinen Anlass gäbe, sich mordsmäßig und pharisäerhaft aufzuregen über eine weitere Forderung, die es enthält, nämlich der nach LEGALISIERUNG ALLER DROGEN.

In erster Linie ist es eine sozialpolitische Forderung, die vier gute Gründe hat.

  • Heutzutage kann sich jeder jede Droge ohnehin besorgen
  • Milliardenbeträge sind mittlerweile für den Kampf gegen Drogen vergeblich ausgegeben worden, hunderttausende Menschenleben hat dieser Kampf gekostet – trotz allem ist er verloren.
  • Die Riesensummen, die für diesen vergeblichen Kampf ausgegeben werden, wären besser in Therapie- und Reha-Zentren investiert, um Suchtkranken zu helfen.
  • Die Milliarden, die mit dem illegalen Drogenhandel von den Banden und Clans und Staaten (Taliban) erwirtschaftet werden, kaufen Waffen, kaufen Politiker, kaufen ganze Gesellschaften. Praktiker wie der ehemalige Staatspräsident Fernando Henrique Cardoso plädieren daher schon lange für die Freigabe auch harter Drogen wie Kokain.

 

Es hat sich gezeigt, dass mit der Legalisierung von Marihuana in Kanada und zunehmend mehr US-amerikanischer Bundesstaaten gute Erfahrungen gemacht worden sind.

 

Wie geht das jetzt zusammen: ein Buch gegen die Nikotin-Sucht und gleichzeitig eines, das andere Suchtstoffe zu propagieren scheint? Doch nichts läge mir ferner. So wenig ich für ein Verbot von Alkohol und Zigaretten eintrete (beide mit riesigem Suchtpotential und ebenso riesigen gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Schäden verknüpft), so sehr bin ich für die Freiheit eines jeden erwachsenen Menschen, selber zu entscheiden, nach welchen bewusstseinsverändernden Mitteln er greifen möchte.

 

Ich selber nehme überhaupt keine zu mir, aber ich verteufele sie nicht. In meinem Buch schildere ich auch geglückte Erfahrungen mit Drogen aller Art, die durchaus auch abenteuerlich verliefen, so wie das Leben nun mal ist für Leute wie mich, die gerne Risiken eingehen. Dass ich damit nicht alleine bin, lese ich in den Büchern von Autoren, die ich verehre, von Graham Greene zu Ernst Jünger, von William Burroughs zum Hl. Augustinus mit seinen umwerfenden „Confessiones“ auch der Laster.

Und das Schöne: ich muss meine Haltungen nicht hat mehr gegen einen Verleger und meine Formulierungen nicht mehr gegen einen Lektor behaupten. Ich bin Herr meiner selbst. Morgens Jäger, mittags Sammler und abends kritischer Kritiker, nach Marx das kommunustische Paradies 

 

 

Jetzt aber heißt es tatsächlich: Bestellungen annehmen, verpacken, Etiketten ausdrucken, frankieren. Buchgeschäft ganz eigene Art. Verleger, Autor, Versand, alles in eigener Hand. Und das verrückte ist: Es klappt. Durch das Netz und Bezahldienste wie Paypal ist es möglich geworden, selber auf den Markt zu treten.

So wie es nicht mehr nötig ist, seine Essays oder Reportagen unbedingt in einer etablierten Massenzeitschrift gedruckt zu sehen (die Verbreitung im Netz ist im Zweifelsfalle größer), und sowenig wie es nötig ist, unbedingt in Talkshows aufzutreten, da man in eigenen Videoblogs optisch präsent sein kann, so sehr haben sich die Produktionsmittel des Buchhandels demokratisiert.

 

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Reden wir von Alternativen Medien, reden wir vom neuen Tichys Einblick,

dem spannendsten Wirtschafts- und General-Interest-Magazin der Republik, und hier am Vorabend des 3.Advent von Alexander Wendts Geschichte über die zunehmenden Kirchenaustritte. Noch 1956, zwei Jahre nach meiner Geburt, gehörten 45,9 Prozent der Deutschen der katholischen und 50,1 Prozent der evangelischen Kirche an. Heute sind es 27,2 bzw. 24,9 Prozent. In beiden Kirchen erklärten rund 270 000 ihren Austritt. Zunächst gibt es einen einfachen Grund: Offenbar glauben immer weniger Menschen an die Notwendigkeit, Kirchensteuern abzuführen an einen Apparat, der von einer politischen NGO kaum noch zu unterscheiden ist. Für Sakramenten-gläubige Katholiken kommt noch der Skandal hinzu, dass Ihnen dieselben verwehrt werden, wenn sie diesen sehr irdischen Obulus nicht mehr entrichten wollen.

Kommunion nur gegen Vorkasse? Das ist Ablasshandel. Ungeachtet dessen verfährt meine krisengeschüttelte römisch-katholische Kirche, als seien Reformen nur in die linke Richtung möglich, in Richtung einer bürokratisierten Befreiungstheologie einer urkommunistischen Gleichheitsideologie schon hinieden im irdischen Jammertal.

Ich für meinen Teil glaube nicht, dass Jesus ein linker Guerilla-Kämpfer war und habe das für die Weltwoche aufgeschrieben…

https://www.matthias-matussek.de/war-jesus-ein-linker/

 

…und einen bitterbösen Leserbrief von Wolf Schneider klassiert, dem einstigen Leiter der Henri-Nannen-Journalistenschule, dem unbestrittenen und auch bei seinen Fans als unbestritten hochmütig geltenden Sprachzuchtmeister, der mir Arroganz vorwarf, ausgerechnet er, ausgerechnet mir, der ich die Demut in Person bin – außer es geht um die Geiselname von Gottes Sohn durch das politische Kirchenestablishment, da kriggisch allso sonne Halls!

 

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Und wo wir schon bei Arroganz sind, diese Islamisten schrecken einfach vor nichts zurück – jetzt haben sie den Witz als Mörderwaffe erkannt

 

Und wie schön ist es doch, die Vertreter dieser anderen Religion, nämlich der des grünen Bürgertums, in ihrer Doppelmoral buchstäblich in flagranti, während des Verbrechens nämlich der total überhöhten Geschwindigkeit des grünen Umweltministers in Baden-Württemberg, Franz Untersteller, ertappt zu sehen. Doch das ist nicht genug: tatsächlich hat sich die voluminöse grüne Hamburger Justizsenatorin Anna Gallina in ihrem Engagement für die Bootsflüchtlinge auf Malta für ihren kleinen Hunger zwischendurch auf Staatskosten ein Hummer-Essen geleistet. Damit aber immer noch nicht genug, gleichzeitig laufen gegen ihren ehemaligen Lebensgefährten Ermittlungen wegen Unterschlagung – alle Hände voll zu tun für die Moralbürgerin.

Wie trefflich hatte doch Heinrich Heine einst auf die Zunft der „Pfaffen“ gedichtet, was heute auf die grünen Entsagungsprediger und Gürtel-enger-Schnaller wie frisch geprägt wirkt

 

Sie sang das alte Entsagungslied,

Das Eiapopeia vom Himmel,

Womit man einlullt, wenn es greint,

Das Volk, den großen Lümmel.

 

Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,

Ich kenn auch die Herren Verfasser;

Ich weiß, sie tranken heimlich Wein

Und predigten öffentlich Wasser.[2]

 

Doch auch in den Niederungen lustiger Bastelei im Netz gibt es so manche gelungene Kommentierung…