Die Frage der Fragen ist doch die: Wie dumm muss sich die politische Korrektheit der Linken noch um sich selber drehen, bevor sie zerspringt und wir uns wieder wie Erwachsene der Wirklichkeit und ihren Problemen zuwenden können?

Als ich irgendwo – es geht ja nichts nirgendwo verloren im Netz – die Schlussformel des Gebets hörte, das Rep. Emanuel Cleaver zur Einführung der ersten Sitzung des neugewählten, mehrheitlich demokratischen Kongresses sprach, spürte ich, dass das Ende nahe sein muss. Er bat um Frieden, „im Namen des monotheistischen Gottes, Brahma, und „Gott“, der mit so vielen Namen in so vielen verschiedenen Religionen angerufen wird…Amen und Awomen“.

Wörtlich „Amen und Afrau“.

Auch wenn man in Rechnung stellt, dass der Kongressabgeordnete einer der verdrehtesten der rund 40 000 protestantischen Sekten angehört, nämlich den Methodisten, ist das doch harter Tobak, oder, um den Barden zu Wort kommen zu lassen, „ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode“.

Ja, ich spürte eine Art himmlischen Frieden, denn ich sah mit dieser Irrsinnsformel den komplizierten Hochbau der politischen Korrektheit über den Bruchpunkt hinausgetrieben, und fühlter schon, wie die Brocken dieser lächerlichen Gesamtarchitektur an mir vorbei in den Abgrund stürzten, denn dass eine hebräische Gebetsformel, die „so sei es“ bedeutet, nun schon reflexhaft gegendert wird, schien doch ein entschlossener Versuch, eine alberne Sprachregelung vor aller Augen ad absurdum zu führen.

Awoman!

Mehr geht nicht.

Oder?

Dann wiederum fällt mein Blick auf die Frankfurter Sonntagszeitung mit der Zeile „Mission Versöhnung“ und dem unter Feuerwerk illuminierten Weißen Haus und ich stelle erschrocken fest, dass das Wahnsystem, dem die Wirklichkeit zum Opfer gefallen ist, noch funktioniert und offenbar robuster als zuvor und kein bisschen erschüttert.  ich hatte tatsächlich mit Blick auf das Foto zunächst gelesen “Mission Verhöhnung”…

Wie man im Ernst inmitten dieser blutigen Abrechnungsorgien mit Donald Trump und seinen 75 Millionen Wählern, mit denen sich die demokratische Partei in den USA und die Geleitboote der Presse selbst bei uns von einer „Versöhnungsmission“ des dann doch überraschend installierten Präsidenten Biden reden kann, ist mir schleierhaft.

Die Demokraten schlagen schwarze Listen von Trump-Wählern vor.

Sie zelebrieren ein weiteres, völlig überflüssiges erneutes Impeachment-Verfahren dieses vom Amt dann doch geschiedenen Präsidenten als nachgeholten Exorzismus, nachdem schon das erste gescheitert ist.

Netflix fordert in einer Doku auf, das Jahr 2020 noch einmal „zu töten“, und lässt Liza Kudrow als Trump-Sprecherin auftreten, die alles in Grund und Boden leugnen, auch dass die Erde rund ist und dass es einen Staat namens Ukraine gibt.

Die großen Techmogule setzen Trump nach, Twitter sperrt ihn lebenslang, und bei uns finden das Feuilletonisten völlig in Ordnung, soll sich Trump doch ein eigenes Twitter erfinden.

Inzwischen twittert Kamala Harris ein Foto von der Amtseinführung vor einer wegen Corona geräumten menschenleeren Mall vor dem Washington Monument mit der Zeile: „Though we may be physically separated, we, the american people are united in spirit“, worauf Jordan Peterson mit einem reality-check anwortete: „No, you’re not. And chliches won’t make it so. But maybe you could be again. And you have four years to get it right.”

Es wird sich zeigen, ob die Liebe der Linken für Klischees, für Lebenslügen und Wirklichkeitsverzerrungen nicht doch unter der Wucht der Tatsachen zusammenbricht. Etwa, wenn es um biologische wie Mann und Frau geht. Sie sind allerdings wetterfest.

In der erwähnten ersten Sitzung des Kongresses haben die Abgeordneten sich verpflichtet, diese Tatsachen auf Abstand zu halten. Sie verabschiedeten Sprachregelungen für den Amtsverkehr, die auf heterodoxe Zuschreibungen wie Vater und Mutter, Bruder und Schwester und ähnliche Relikte aus der Welt der Trumps und anderer Alter Weißer Männer verzichten –  statt sich etwa mit China, oder dem Iran, oder mit Corona und einem verbesserten Schutz für die Alten zu beschäftigen.

Dann wiedserum kann sich der gesunde Menschenverstand selbst auf die Alten Weißen Männer nicht unbedingt verlassen, denn ohne Zweifel ist Biden alt und so weiß, dass ihn seine Stellvertreterin während des Vorwahlkampfes als Rassisten beschimpfte. Was er, eben genau mit ihrer Berufung, quasi durch einen Schultersieg widerlegte. Was wiederum die Hoffnung nährt, dass diese identitätspolitische Sch— nicht so wahnsinnig ernst gemeint ist, wie sie sich zunächst anhört.

Sie erfüllt allerdings den Zweck, die logischen Leerstellen zu füllen in einem Diskurs, der eher gefühlsgesteuert geführt wird. Sie bedeutet eine Art Revierverhalten, mit dem durchaus auch Frauen, Quatsch: besonders Frauen mal das Bein anheben, wie jetzt gerade diese Spiegel-Kolumnistin, die offenbar auf einem Segeltörn nach Teneriffa von einem offenbar Fan auf mich angesprochen wurde. Nämlich: „Kennst du den Matussek?“

Statt zuzugeben, nie die Chance gehabt zu haben, dieser Journalisten-Legende begegnet zu sein, was schon aus Altersgründen nicht drin war, tat sie so, als ob.

„Klar, sage ich, und dann geht’s los…“. Sie überlegt sich: „Lächle ich das jetzt weg, um des lieben Bordfriedens willen? Matussek, muss man wissen, ist ein ehemaliger SPIEGEL-Autor, der vom bekennenden Marxisten zum glühenden Katholiken wurde. Und sich später öffentlich zur AfD bekannte.

Es stellt sich schnell heraus, dass mein Mitsegler »den Matussek«, wie er ihn nennt, dufte findet.“

Allerdings: Matussek, muss man wissen, war von Kindsbein an glühender Katholik, bis sich ihm in der Pubertät der Marxismus als Weg zur Erlösung anbiederte, was er allerdings, da er ein helles Köpfchen war, schnell als Irrweg und knalldumme Ansammlung von Phrasen der knalldummen Uni-Mehrheit erkannte, und seinen Kindheitsglauben wiederfand – das alles nachzulesen in seinem Spiegel-Bestseller „Das katholische Abenteuer“.

Zurück zur Spiegel-Kolumnistin. „Ich sitze also einem Anhänger der neuen Rechten gegenüber. SOS (Save Our Souls)!… Dieser Typ wird nicht so schnell aufgeben, das ist klar, und immer wieder volle Breitseite schießen. Also sage ich meine Meinung. Darauf hat er nur gewartet.

Es folgt ein kurzes Wortgefecht, in dessen Folge ich mich in meine Koje zurückziehe.“

Die Schneeflöckchen-Kolumnistin also sucht einen Schutzraum auf, einen „safe space“, allerdings kann das nur eine Zwischenlösung sein. Sie bringt Trump ins Spiel, weil dessen Lügen „leicht zu dechiffrieren“ sind. „Es geht aber nicht um Wahrheit, jetzt findet er den Trump auch noch gut“.

Und das schließt sie alle zusammen: „Internet plus Trump bietet genau diese Möglichkeit: Sie sind nicht mehr allein, die vielen alten weißen Männer. Es geht hier also mehr um die Ausübung einer Religion und um eine Alterserscheinung, nicht um eine politische Debatte. Da kann man mit so vielen Fakten um die Ecke kommen, wie man will…“

Nun ist es aber ein Fakt, dass dieser Käse zu meinen Zeiten noch nicht einmal auf spiegel online versendet worden wäre, und das hatte damals im Vergleich zum gedruckten Spiegel von vornherein eine Niveau-Absenkung in Kauf genommen, da ja nicht nur einmal die Woche, sondern täglich eine neue Seite, eine neue Zeitung zu füllen war.

Zum Zweiten sehen wir im Falle der Kolumnistin tatsächlich Dogmen wirksam werden, die mittlerweile so selbstverständlich geworden sind, dass sie kaum noch ausgeschrieben werden müssen: Alte weiße Männer können keine Debatten mehr führen, weil sie alte weiße Männer sind. Und sie lügen. Wie Trump. Deshalb wählen sie ihn. „Da kann man mit so vielen Fakten um die Ecke kommen, wie man will“.

Also zurück zur Ausgangsfrage: Wie dumm muss alles werden, bis es besser wird?

Da die Frage in diesen ideologischen Zeiten vorerst nicht zu beantworten ist, empfehle ich dringend, nachdem diese Aufreger in der Rangfolge ihrer Aufregungswerte verdaut sind

Martin Mosebach: Krass

Boto Strauss: Die Expedition zu den Wächtern und Sprengmeistern – Essays aus 40 Jahren

Paul Badde: Abendland

Peter Sloterdijk: Theopoesie

Zu all diesen später…

zu den Romanen von P.G. Wodehouse zu greifen, in denen Politik nicht die geringste Rolle spielt und die in einem England stattfinden, in dem es ständig 1912 ist und Bertie Wooster auf Brinkley Court und sein Diener, der ungleich gebildetere und intelligentere Jeeves, versuchen, diese stets gefährdete  fragile heile Welt heil zu halten und Katastrophen zu überstehen wie die, in der der befreundete Molchspezialist Gussie Fink-Nottle schwer betrunken, um nicht zu sagen voll bis zum Stehkragen und darüber hinaus, eine Preisverleihung für die ABC-Schützen des degenerierten Adels außerhalb Londons durchzieht, in Vertretung Berties, nachzulesen in „Auf geht‘s Jeeves“ von 1933.

Ein Roman, den mein leider kürzlich verstorbener Freund David Cornwell aka John le Carré als seinen Lieblingsroman nannte und dem Autor mit seinen über 90 humoristischen Romanen, lange Zeit der erfolgreichste der Welt, auch nicht übelnahm, dass er während des Krieges zwischen die Fronten geriet und sich politisch unklug bzw. zu humoristisch den Deutschen und den Franzosen und den Engländern gegenüber verhielt, allerdings dann doch nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen interniert wurde, in Oberschlesien, was ihn zu der Klage veranlasste, wenn das Oberschlesien sei, wie es wohl dann erst in Unterschlesien aussehen müsse…dieser P.G. Wodehouse arrangierte sich dann und durfte während des Krieges im Hotel Adlon residieren – auf eigen Kosten – und  konnte nach dem Krieg in die USA emigrieren.

Ein politisch durch und durch undurchsichtiger Kantonist also, was meinen Freund David, eindeutig ein  Bannertragender Linker und Kämpfer gegen die Schattenmänner, die die Welt regieren, nicht hinderte, besonders die oben geschilderte Szene der Preisverleihung durch den torkelnden Gussie Fink-Nottle an die kleinen Hosenscheißer des Landadels zu den großen humoristischen Leistungen englischer Literatur und zur Pflichtlektüre aller zu erklären.

Wobei ich mir nicht sicher bin, ob nicht für uns deutsche Leser die Indiskretionen der Bild über die interne Schalte der Kanzlerin, in der sie über das Totaaaale Reiseverbot für aaaaalle und den Kontrollverlust im Lande tobte, nicht doch eine einstweilen vergnüglichere Lektüre darstellte, die nur noch überboten wurde von den Geständnissen Bodo Ramelows auf der Plattform „Clubhouse“, dass er während dieser Ministerpräsidenten-Runden, in denen über das Flach- und Lahmlegen von Wirtschaft wie Zivilgesellschaft beratschlagt wird, seine Fähigkeiten im Netzspiel „Candy-Crush“ bis aufs Level 10 gesteigert habe und ansonsten das „Merkelein“ nicht allzu ernst nehme, auch wenn er öffentlich so tut.

Leute, lest P.G.Wodehouse, es ist das gesündeste, was ihr tun könnt, nachts, wenn ihr nicht schlafen könnt. Der Roman „Krass“ von Mosebach wäre zu aufregend, dazu näheres in der nächsten Tagespost…

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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