Er ging in diese Abstimmung als hoher Favorit, der Sauerländer Friedrich Merz, ja, er war die Hoffnung der Konservativen.

Was hatte man nicht alles in ihn gesetzt an Hoffnungen und hineingeheimnisst an Erwartungen auf eine Kurskorrektur, einen Rechtsschwenk, eine wieder sichtbar werdende konservative Kantigkeit der Partei in gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen.

Er wäre die Absage gewesen an alle feuchten Träume einer sozialdemokratischen Utopie von bedingungslosem Grundeinkommen, ein neues Bekenntnis zum Leistungsprinzip, eventuell zu einer deregulierten Wirtschaft.

Ja, auch zur traditionellen Familie und damit zusammenhängend ein Bekenntnis zur Nation mit der klaren Absage an eine ungezügelte Immigration in unsere Sozialsysteme.

Vielleicht wäre mit ihm sogar ein Wahlkampf-Motto wie „Make Germany great again“ möglich gewesen nach einem Ausbluten der Marke Deutschland während der Merkelei, um nicht von einem Ausverkauf zu reden.

Doch schon letzteres wäre von dem forschen Mann mit der hohen Stirn kaum zu erwarten gewesen. Als Aufsichtsratsvorsitzender und Lobbyist für BlackRock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, ist er naturgemäß überzeugter Globalist, für den nationale Souveränitäten und ihre Gesetze eher Ärgernis sind als in Marmor gemeißelte Vorschriften.

In den Umfragen der Parteibasis vor der Abstimmung war er haushoher Favorit. Er schien das verkörperte Gegengift zu Angela Merkel, die ihn einst aus Amt und Würden gekegelt hatte, weil er im Weg stand. So wachsen verlässliche Feindschaften, und Angela Merkel wäre nicht die, die sie ist, wenn sie auf die Interviews reingefallen wäre, in denen Merz vor dem Parteitag ihre „großen Leistungen“ gewürdigt hatte.

Und er wäre nicht Merz, wenn er sie ernst gemeint hätte.

So konnte es sich die große Vorsitzende nicht verkneifen, in ihrer Rede aufblitzen zu lassen, dass sie sich den anderen wünsche, den viele als ihren Klon empfanden, Armin Laschet.

Der nämlich war mit Jens Spahn als Team angetreten, und Spahn nutzte denn auch seine Redezeit, um seinen Teampartner Laschet mit Girlanden zu behängen.

Am Ende fehlten Merz unter den über 1000 Delegierten gerade mal 55 Stimmen zum Sieg.

Natürlich gingen die Konservativen enttäuscht in die Knie. Spahns Manöver wurde kritisiert. Hat der Typ mit der Zahnlücke und dem Puddinggesicht doch schon wieder getrickst! Überhaupt kann man sich mit seinen Wortbrüchen („Friseure zu schließen war ein Fehler, der sich nie widerholen wird“) das Zimmer tapezieren. Mal sehen, wie es mit seinem Veto einer  Impfpflicht aussehen wird.

Andere machten Merkel verantwortlich. Die wenigsten kamen auf die Idee, dass Armin Laschet einfach die bessere Rede gehalten hatte. Der Unterschied zu der von Merz, kalauerte Jan Fleischhauer, sei der gewesen, dass der eitle Merz seine Rede selber geschrieben habe.

Im Falle Laschets hatten die Redenschreiber Wert auf die persönliche Anrede der Delegierten gelegt. Da war die Bergmanns-Plakette des Vaters. Da war die Jovialität – gegen den schneidigen Casinoton von Friedrich Merz, der in einer Art Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede den Kampfgeist Churchills beschwor, allerdings ohne Churchills Statur und dünn vom Blatt gelesen.

Dass sich Merz gleich nach der Wahl für das bestehende Kabinett Merkel als Wirtschaftsminister anbot, machte klar, dass er auf Freunde in der Partei keinen Wert legt, nicht in dieser Losertruppe, die ihn, den geborenen Kommandeur, erneut in der zweiten Reihe abzustellen gedachte.

Einen Präsidiumssitz in der CDU, der tatsächlich Parteiarbeit bedeuten würde, schloss er für sich aus. Was noch einmal unterstrich: einer wie Friedrich Merz steht nicht für Klein-Klein zur Verfügung.

Nun also, das durfte er der FAZ entnehmen, wird die Kanzlerfrage zwischen Söder und Laschet entschieden, das ließ ihn Söder bei allem geheuchelten Respekt vor der Kompetenz des Friedrich Merz per Interview wissen. Im Klartext: Du bist raus, du darfst noch nicht mal mehr mitreden.

Allerdings hat Armin Laschet ausdrücklich als Versöhner gewonnen, als Einiger aller Flügel und Gruppierungen innerhalb der Partei. So wird er auch an dieser mächtigen Fast-Mehrheit für Merz, an dieser massiven Sehnsucht nach einem konservativen Kursschwenk nicht vorbeikommen und Merz einbinden müssen.

Eines aber dürfte klar sein. Armin Laschet wird sich auch von einem Markus Söder nun seinen Zugriff auf die Kanzlerkandidatur nicht nehmen lassen, auch wenn der neue CDU-Vorsitzende mit rund 30 Prozent in der Wählergunst den 53 Prozent für Markus Söder weit hinterher hinkt.

Doch nun kommt die Pointe: Die Konservativen in der CDU sollten über das Ergebnis verdammt froh sein, denn ein vermeintliche Klon Merkels kann von den Popularitätswerten der ewigen Mutti eher profitieren, als es ein Polarisierer wie Merz könnte. Womit eine rechnerisch durchaus mögliche Regierungs-Koalition aus zwei roten und der grünen Partei verhindert wäre, denn die würde das Land binnen kurzem in einen failed state abwirtschaften.

Zum Zweiten hat Laschet mit der Wahl seines Innnenministers Reul bewiesen, dass er durchaus an Law und Order insbesondere auch innerhalb der Immigrantenszene interessiert ist – Reul führt seinen Kampf gegen libanesische und türkische Clans äußerst humorlos und effektiv.

Zum Dritten aber ist Laschet, der überzeugte Katholik, durchaus ein Mann der Familie. Er hatte mich einst in seiner Eigenschaft als Familienminister in Nordrheinwestfalen zu einer Tagung einladen wollen, nachdem ich mit meinem Bestseller „Die Vaterlose Gesellschaft“ ein Plädoyer gegen die feministische Zerstörung der Normalfamilie auf den Markt gebracht hatte.

Auch wenn der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen nach Laschets Wahl eine nun wahrscheinliche Fortsetzung der „Merkelei“ beklagte – er sollte froh sein. Denn der schneidige Friedrich Merz wäre eine Konkurrenz auf dem rechten Flügel, die die AfD durchaus zu fürchten hätte.

Kurz gesagt: So wie es einst nur der Demokrat Bill Clinton sein konnte, der die härtesten Einschnitte im amerikanischen „welfare state“ über die Bühne bringen konnte, und wie es nur der Sozialdemokrat Gerhard Schröder sein konnte, der mit den Hartz-IV-Maßnahmen und dem Motto „fordern und fördern“ die Arbeitslosigkeit von knapp 5 Millionen beseitigen und die deutsche Wirtschaft wieder konkurrenzfähig machen konnte, so wird es vermutlich der Merkelianer Armin Laschet sein, der das Land am ehesten vom verhängnisvollen Kurs seiner Vorgängerin befreien und beidrehen kann.

Im Übrigen hat die Rolle als Merkles Sykophant bis in die Sphäre des unerträglich Lächerlichen ja nun Markus Söder freiwillig übernommen – da kann Armin Laschet also getrost, wie er es auf dem Parteitag verkündet hat, Armin Laschet sein.

 

 

 



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