Diese Mittagsstunden, die man als Fußballfan im Warten auf den Anstoß der Bundesligaspiele verbringt – der Weg ins Stadion erübrigt sich ja derzeit – sie dehnen sich und sind natürlich erfüllt von Spekulationen, ganz besonders wenn man Dortmund-Fan ist, und noch besonderster, wenn es das Spiel gegen RB Leipzig ist, auf das du wartest.

Mit Besorgnis nimmst du zur Kenntnis, das die schwarzgelbe Tormaschine Haaland ausfällt. Im Pokalspiel ist das kaum aufgefallen, weil sich Reus und Co. in einen Rausch gespielt hatten. Allerdings war der Gegner ein Zweitligist, ein Zwergpudel – RB Leipzig ist dagegen Godzilla.

Gründe für den Ausfall werden auf Sport-Bild nicht genannt. Sollte da jetzt schon eine Art Diven-Nummer laufen, um einen vorzeitigen Vereinswechsel zur nächsten Saison vorzubereiten? Wie bei Aubameyang, der mit Arsenal derzeit sämtliche internationale Wettbewerbe verpasst? Oder Dembelé, der bei Barcelona lange auf der Bank saß, weil er als schwierig galt? Geschieht ihnen recht, diesen finsteren Burschen und Abzockern.

Ein Sieg muss her, denn weder Wolfsburg (gegen Union Berlin) noch Frankfurt (morgen gegen Mainz) werden sich Patzer leisten.

Draußen bleiche Sonne. Eine Ente watschelt breithüftig wie eine Rentnerin durch den Garten. Stille.

Darf man das überhaupt? Eine Ente mit einer Rentnerin vergleichen? Darf man bei Auba und Dembelé, beide Schwarzafrikaner von „finsteren Gestalten“ reden?

Das ist nah dran an den „dunklen Gestalten, die das Seminarlicht scheuen“, mit denen Professor Coleman Silk über zwei Abwesende in seinem Literaturseminar spöttelt in Philip Roths meisterhaftem Roman „Der menschliche Makel“. Was dem Literaturprofessor nicht klar ist – die dunklen Gestalten sind Schwarze, und seine Bemerkung wird ihm als rassistisch ausgelegt.

In der Folge muss er sich Anhörungen und Machtkämpfen stellen, er verliert seinen Ruf, seine Stelle, seine Frau verstirbt an einem Schlaganfall.

Wie schnell sowas geht. Und das hat Philip Roth, der skandalöserweise den Nobelpreis NICHT gekriegt hat, bereits vor zwanzig Jahren geschrieben! Seither hat sich die Kampfzone enorm ausgeweitet. Keine Fußball-Übertragung, in der nicht Testimonials der internationalen Stars ausgestrahlt werden, gegen Rassismus, gegen alle anderen Formen von Ismen, natürlich gab es auch Solidaritätsbekundungen für Black Lives Matter.

Was mich auf das jüngste Theater um Denis Aogo und Jens Lehmann bringt. Aogo war eine verlässliche Kraft beim HSV in dessen besseren Jahren. Linksverteidiger mit Offensivdrang, auch mal Nationalspieler, nach vielen Verletzungen und seinem Karriereende dann Experte für den Sender Sky.

Über Jens Lehmann muss nicht viel gesagt werden, Super-Torwart, legendär seine Nummer mit dem Zettel beim Elfmeter-krimi gegen Argentinien, als er zwei Elfer hielt – Torwarttrainer Andi Köpcke hatte ihm aufgeschrieben, welcher Argentinier welche Ecke bevorzugt. Lehmann, eine Legende und eitel wie alle.

Nun hatte Aogo die Champions-League als Experte kommentiert und Giftzahn Lehmann simste spöttisch „der ist wohl euer qotenschwarzer“. An irgendwen. Mit Tipfehlern. So mal kurz rausgehauen ohne über Veröffentlichungen im deutschen Historischen Museum nachzudenken, wo sein legendärer Spickzettel aus dem Elferkrimi gegen Argentinien ausgestellt ist…

Versehentlich landete die message aber wohl bei Aogo. Und der wusste nichts Besseres, als das ganz Große Fass aufzumachen. “Quotenschwarzer”, pfui. „Rassismus“-Gekreische im Hühnerstall. Seine Frau, die Bluse bis zum Gürtel frei, rief passgerecht, dass sie sich manchmal schäme, nicht etwa die Bluse so offen zu lassen, sondern eine Deutsche zu sein. Statt, sagen wir Französin oder Italienerin?

Wobei der “Quotenschwarze” längst eine Selbstverständlicheit ist, ja sogar Gesetz, spätestens seit der „affirmative action“ in den USA, die genauestens quotiert, wieviele Schwarze bei Feuerwehr oder Polizei befördert werden müssen, selbst wenn der weiße Kollege gleiche oder bessere Qualifikationen vorweist.

In unseren schönen neuen Welt sind Quoten geradezu geboten, sie werden gefordert für Wirtschaftsunternehmen, dort selbstverständlich nicht für Schreibkräfte, sondern für Aufsichtsrats-Positionen, die Grünen haben sie, selbst die CSU unter Markus Söder bemühte sich um Quotierungen für Frauen, was die Frauen der Basis so erboste, dass sich der opportunistische schwarze Zeitgeist-Scheinriese Söder geschlagen geben musste

In unserem hochexplosiven Irrsinnsgemisch jedoch galt Lehmanns message als rassistisch und entzündete Aogos Frau zu allmächtigster Schubkraft. „Manchmal schäme ich mich, dass ich Deutsche bin“, schrie aus erwähnter aufgeknöpfter Bluse via Bild in die Welt hinaus.

Und der miserable sogenannte Hauptstadt-Club Herta BSC setzte noch einen drauf, als ob in seiner finanziellen und offenbar intellektuellen Krise Opportuni9smus noch helfen könne. Er feuerte Lehmann aus allen bis dahin gehaltenen obskuren Ämtern und Funktionen fristlos, wahrscheinlich weil der Club hier ein Möglichkeit entdeckte, arbeitsrechtlich einwandfrei Geld einzusparen und das Schnellverfahren moralisch zu lackieren.

Lehmann seinerseits verständigte sich mit Aogo in einem Telefonat staatsmännisch und attestierte ihm Sachverstand als Experte.

Lehmann ging aber nicht auf die Vorlage ein, die ihm Aogo in derselben Sendung – um jetzt mal eine in diesem Zusammenhang schiefe Metapher zu benutzen – auf den Elfmeterpunkt legte. Denn er sagte: „Die Pariser trainieren sowas ja bis zum Vergasen.“ Huch! Darf man das? Und auch noch und gerade in Deutschland?

Nun ist das eine schon seit der Wilhelminischen Ära aus dem Chemie-Unterricht gebräuchliche Formulierung, die besagt, dass alle Materie im Laufe der Zeit sich in Gas auflöse, man muss nur sehr viel Zeit inverstieren.

Doch der in Deutschland geborene Halbnigerianer Aogo weiß, was bei uns Sitte ist: er stellte sich sofort auf dem aufgewühlten Marktplatz an den Pranger, bekannte sich der verharmlosung der Naziverbrechen schuldig (Vergasen) und versprach, seine Experten-Tätigkeit bei Sky ruhen zu lassen. Na ja, bis Gras über die Sache gewachsen ist, über die „nie wieder“ Gras wachsen darf.

Lehmann reagierte wie ein Sportsmann. Laut dpa forderte er einezweite Chance für Aogo. Hier die Meldung:

 

Der ehemalige Nationaltorwart Jens Lehmann fordert eine zweite Chance für den geschassten Sky-Experten Dennis Aogo.

„Dennis ist ein feiner Kerl“, las Lehmann das vorgeschriebene Statement bei einer improvisierten Pressekonferenz von einem Zettel ab. „Klar, die Redewendung „das haben die geübt bis zur Vergasung“ ist eine brutale Verhöhnung der Opfer der Naziverbrechen, da sind wir als Gesellschaft schon gefordert, Haltung und klare Kante zu zeigen, andererseits hat jeder Mensch eine zweite Chance verdient. Es kann nicht sein, dass SKY jetzt Dennis entsorgt, als wäre er die ganzen Jahre nur ein beliebiger Quotenschwarzer gewesen, der bei der erstbesten Gelegenheit ausgetauscht werden kann.“

Allerdings erfuhr ich dann, dass sich mein, sagen wir: Kumpel Wolfram aus Leipzig, den ich bisher für einen Freund gehalten hatte, auch wenn er RB-Leipzig-Fan ist, hereingelegt hat.

Die Meldung hat er sich ausgedacht.

Aber dennoch möchte ich festhalten: Aogo hat sich wie ein Kameradenschwein verhalten, als er Lehmanns SMS-Irrläufer nicht etwa wegclickte, sondern skandalisierte, Lehmann dagegen macht in dem Theater eine ganz gute Figur, und der Lynchpöbel des Hauptstadtvereins sollte allein wegen seines geheuchelten politisch korrekten Manövers dahin verwiesen werden, wo er hingehört: in die Zweitklassigkeit.

Aber jetzt beginnt das Spiel BVB gegen Leipzig.

Hochstimmung bei mir, denn schon nach fünf Minuten spielt sich Markus Reus mit einer genialen Körpertäuschung hinein in den Fünfmeterraum von Leipzig frei und haut den Ball mit links unter die Latte, ein Könner, alles wie früher! Reus is back! Vermutlich muss er jetzt noch mehr zeigen, was in ihm steckt, als nur dem Titanen Haland die Bälle zuzuschieben.

Die Dortmunder dominieren nun der Folge die Partie, ziehen mit einer verdienten Führung in die Halbzeitpause. und das schönste ist: Titan Haaland jubelt mit. er hat noch was vor mit Dortmund.

In die hinein schneit auf meinem iPad die focus-online-Eilmeldung, dass die Grünen auf ihrem Landesparteitag den Parteiausschluss von Boris Palmer fordern.

Was ist denn jetzt los?

Boris Palmer hatte sich zur Causa Aogo und „Quotenschwarzer“ gemeldet: „Der Furor, mit dem Stürme im Netz Existenzen vernichten können, wird immer schlimmer. Cancel culture macht uns zu hörigen Sprechautomaten, mit jedem Wort am Abgrund. Ich will nicht in einem solchen Sprachjakobinat leben.” Guter Boris!

Und auf Facebook hatte er im Dialog mit einem Robin Danzl geschrieben: „Aogo ist ein schlimmer Rassist. Hat Frauen seinen Negerschwanz angeboten“. Gewagter Boris, aber doch auch guuuut.

Das Gerücht gab es schon länger. Eine Frau namens Nadine Pahl hatte auf Facebook behauptet, dass sich Aogo hr einst auf Malle mit der frage genähert habe, ob  sie nicht mal Lust habe auf einen richtig dicken Negerschwanz.

Ich glaube es sofort. Wieso sollten schwarze Modellathleten nicht auch über Selbstironie verfügen und die Lust am Spiel mit Klischees. Alle großen Comedians wie Richard Pryor, Eddie Murphy oder David Chapelle haben oder hatten entsprechende Potenz- und Längen-Witze im Programm.

Und jeder weiß, was so über „Negerschwänze“ behauptet wird – bei pornhub gibt es dafür eine eigene Kategorie, im Zusammenhang mit „Blondinenärschen“, was natürlich auch eine schlimme Entgleisung ist und eine Reduzierung von blonden Frauen bedeutet.

Und jeder, der noch seine Tassen im Schrank hat und den Kontakt zur Wirklichkeit nicht ganz verloren, weiß, dass solche Sprüche in der black community vorkommen, ich habe vier Jahre lang in New York gelebt.

Aber wenn wir schon von der Welt des Sports in die der getrockneten Blumenblätter und der Sprachparagraphen wechseln, sei eines gesagt: der „Quotenschwarze“ ist nicht rassistisch, sondern eine politische Forderung. Siehe oben.

Quotenschwarze auch in Hollywood. Ab sofort ist in Filmproduktionen ein bestimmter Prozentsatz an Schwarzen, Asiaten, Schwulen, Frauen, Behinderten zu erfüllen, wenn sie ins Rennen um die Oscars Rennen wollen.

Der gleichzeitig tagende Landesparteitag stimmt also mit 61 Delegiertenstimmen zu 44 bei 8 Enthaltungen für den Rausschmiss Boris Palmers. Die grüne Chefin weiß ihre Jubelperser auf den Widerständigen loszuhetzen. „Die Hunde hetzet, die Elephanten peitschet auf ihn los“, rast Kleists Amazone „Penthesilea“, aber Baerbock ist so gar keine Rasende, sondern eine, die das Parteibesteck aus politischer Korrektheit und Bürokratie und geheuchelter Empörung zu gebrauchen weiß.

„Die Äußerung von Boris #Palmer ist rassistisch und abstoßend. Sich nachträglich auf Ironie zu berufen, macht es nicht ungeschehen. Das Ganze reiht sich ein in immer neue Provokationen, die Menschen ausgrenzen und verletzen.“

Boris Palmer bat per Fernschaltung ums Wort, bezeichnete seinen Beitrag nochmals als Ironie und weigerte sich, sich dem stalinistischen Ritual der Selbstkritik und öffentlichen Entschuldigung zu beugen.

Prima. Er hat meine Unterstützung. Um so mehr, als er dafür sorgte, dass die grüne Chefin Annalena Baerbok sich zur Kenntlichkeit verzerrte. Nicht mehr lustiger Teenie-Schwarm, sondern eiskalte Vollstreckerin. Wir werden sie noch kennenlernen.

Nun aber die zweite Halbzeit, und kaum hat sie begonnen dribbelt sich Jadon Sancho, der schwarze Brite, links durch und schiebt zum 2:0 für den BVB ein.

Ich liebe ihn. Er ist kein Quotenschwarzer, sondern er hat sich durch sein enormes Talent, seinen Ideenreichtum, seine Schnelligkeit und Dribbelkunst in die allererste Garde gespielt. Deshalb dieses so wertvolle 2:0, das dem BVB hilft, seine Chancen auf einen Platz unter den ersten vier in der Tabelle, die zur Teilnahme an der Champions-League berechtigen, wach zu halten.

Fußball ist so wundervoll unbestechlich.

Nun beginnt die für BVB-Anhänger mittlerweile obligatorische Phase des Kotzens. Leipzig arbeitet sich auf ein 2:2 heran. Dortmunds Chancen auf künftige Championsleague-Teilnahmen sind dahin. Da schnappt sich Jadon Sancho links im Feld den Ball, tanzt im Doppelpass mit Linksfuß Guerreiro ein paar Leipziger aus und erzielt das spielentscheidende 3:2.

So schön kann Fußball sein. Ich bin im Himmel. Hoffentlich bleibt Jadon Sancho dem Verein erhalten. Und Denis Aogo und alle Quotenschwarzen und Lehmann und Baerbock und alle Grünen können mich mal.

Ich habe gewonnen.

 

 

 

 



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