Thriller sind Heldenepen, und seit der Illias, seit „Menis“, dem Zorn des Achill, mit dem der gewaltigste Gesang des Abendlandes anhebt, sind es die Einzelnen, die kriegsentscheidend sind.

Bis in unsere Tage sind sie es, die Ordnung schaffen in einer Welt, die leicht aus den Fugen gerät, in diesen unübersichtlichen Zeiten der Seuchenpanik und politischen Manipulationen und der unversöhnlichen ideologischen Lager, die den Furor des kalten Krieg vergangener Tage wie eine wohlgetaktete Ampelschaltung erscheinen lassen.

Es ist eine Welt, die zumindest ständig bedroht ist von feindlichen Mächten, von unfähigen oder sinistren Staatsbeamten, von skrupellosen Milliardären, die die Wohltäter geben, von Fanatikern und Entwurzelten, von wiederum Einzelnen mit Vernichtungsmöglichkeiten ungeheuren Ausmaßes.

Und wir, das ohnmächtige Thriller-Publikum mit dem bangen Blick auf den ständig drohenden Weltuntergang, setzen unsere Hoffnungen auf entschlossene Einzel-Kämpfer wie Ludlums Jason Bourne oder Clancys Jack Ryan.

Oder eben auf Frank Jordans Carl Brun, den Chef dieser clandestinen Schweizer Einheit, auf dass es ihm auch diesmal gelinge, die übelsten Sauereien zu vereiteln.

Brun, den man sich wie den jungen Russell Crowe vorzustellen hat, ist aus der Art geschlagen, ein knurriger Abenteurer, der sich im sudanesischen Bürgerkrieg herumgetrieben hat, wetterfest, schlachtengegerbt.

Die Schweiz? Jawohl, genau diese, und sie steht in den Romanen von Frank Jordan für viel mehr als nur für ein unwiderstehlich schönes Alpenland mit glücklichen Kühen, die an jedem Bein fünf Uhren tragen.

Diese Schweiz steht für Unabhängigkeit, für unbeugsamen Freiheitswillen, für gesunden Menschenverstand und für Politiker, die ihr Land, ihr Volk tatsächlich lieben, nun ja, zumindest einzelne unter ihnen (wie Bruns Vater), die also Patrioten sind, was aus deutscher Sicht schon allein als verdächtiges Ausschlussmerkmal zu gelten hat.

Die Schweiz von Frank Jordan ist eine Idee, sie ist die Freiheitsstatue der Nationen, die praktizierte Utopie eines neutralen Eigensinns zwischen den gierigen Großmachtblöcken der Welt.

Ach so, ja, der knallharte Frank Jordan übrigens ist eine Frau, die Monika Hausammann heißt, und die ist politisch so verdammt inkorrekt und darüberhinaus auch noch attraktiv mit ihrem Sturz aus blonden Locken und den eisblauen Augen darunter, so habe ich sie auf Facebook kennengelernt.

Also, nicht wegen ihrer blauen Augen, sondern wegen eines treffenden Posts zur linken Identitätsidiotie, den ich unterschreiben konnte. Und als ich mitkriegte, dass sie Thriller schreibt, war mein Interesse erst recht geweckt, denn ich liebe Thriller, ich war mit John le Carré befreundet und kenne Don Winslows Gesamtwerk auswendig und selbstverständlich Tom Clancys Waffenarsenale.

Was Monika Hausammann in diesen Zeiten heraushebt, ist ihre politische Unerschrockenheit, ihr Freigeist.

Wir tauschten mails. Sie lebt für sich in einem 400-Jahre-alten Bauernhaus aus Naturstein im Südwesten Frankreichs, und weil sie so gern alleine lebt, hat sie vor rund zehn Jahren nicht nur das Haus gekauft, sondern auch noch das Land drumherum.

Und sie weiß, was Gottfried Benn meinte, als er stöhnte: „Dichten – ein unbarmherziges Geschäft.“ Morgens um drei klingeln die Wecker, zuerst der eine, dann der nervtötende andere. Schichtbeginn. Strecken, Aufstehmanipulationen. Hilft ja nichts, die Schlacht wartet.

Sie hüllt sich in eine monströs große Holzfällerjacke, tapert zum längst erloschenen Kamin, säubert ihn und macht Feuer. Das „Feuermachen“ dieser Einsiedlerin in ihrer Klause in der kalten dunklen Nacht – das ist haargenau so archaisch, wie es klingt.

Sie geht in die Küche, braut sich ihren starken Kaffee. Rüber ins Bad, Zähne putzen, Kaltes Wasser ins Gesicht.

Zurück ins Wohnzimmer, wo ihr Schreibtisch steht. Blick in die Flammen, Feuer brennt. Das Laptop hochfahren, und die Absätze vom Vortag lesen. Korrekturen. Schluck Kaffee. Dazu der erste Zigarillo, Marke Meharis, mit Filter.

Dann zieht sie in die Schlacht, mit Carl Brun und seinem Buddy Piet, mit Nouriel und Valentin, dem alten Überwachungsspezialisten mit dem Talent, sich unsichtbar zu machen. Mit Sava (rothaarig wie Julianne Moore!) und der lockigen Jezreel, die Zigarillos pafft, und mit dem Fast-Autisten und IT-Freak Lorenz, der im vorletzten Thriller „Das Attentat“ auf diese wundervolle Art eingeführt wird:

„Lorenz gehörte zu jenen, die ihre helle Freude daran haben, den Versuch anzutreten, einen Weg zu finden, mit einer Kaffemaschine Toast zuzubereiten. Das war Lorenz. Und in der Regel gab‘s am Ende Toast für alle.“

Interessant ist der illusionslose, ja verächtliche Blick, den der mächtige Finanzier Sorokin, ein über den Sinn des Lebens philosophierender krebskranker Strippenzieher, aus der Tiefe der russischen Seele auf den Westen wirft.

„Demokratie“ denkt er. „Das war der Kern. Sie wurde vom Gros der Menschen in Europa nach wie vor wie ein Gott verehrt und angebetet. Der Gedanke, dass sie längst zur Diktatur all jener geworden war, die davon lebten, kam ihnen gar nicht. Wer auch immer durchgreifen und durchregieren wollte, musste es schaffen, dies auf demokratische Weise zu erreichen. Er musste die Menschen zwingen, zu wollen, was er wollte, ohne dass sie sich des Zwanges bewusst waren.“

Das sind Sätze, die in Pandemie-Zeiten, in denen ausgerechnet Schriftsteller (und Freunde) wie Thomas Brussig aus der einstigen DDR in einem Essay „Mehr Diktatur wagen“ fordern, kaum abwegig klingen. Besonders nicht in Zeiten, in denen die deutsche Regierung den Inland-Geheimdienst auf die größte Oppositionspartei des Landes ansetzt, und das nicht etwa gegen die Proteste, sondern unter Zustimmung regierungshöriger Medien.

In diesem Kontext ist sich einer wie Sorokin sicher, „dass in Europa gerade ein Putsch stattfand. Ein gewaltiger und gewaltsamer Staatsstreich. Nicht gegen den Staat, sondern durch den Staat gegen den verfassungsmäßigen Souverän. Das Volk.“ Zur Erinnerung: Soeben verlangt die Regierung mit einem Notstandsgesetz Sondervollmachten.

Wem das zu verschwörungstheoretisch klingt, der darf keine Zeitung, aber zumindest keine Thriller lesen, denn die sind mit nichts anderem beschäftigt als damit, die offiziellen demokratischen Schaufensterauslagen aufs Allerzynischste wegzuräumen.

Allerdings ist Frank Jordan alias Monika Hausammann in diesen Tagen nicht mit ihrem neusten Thriller beschäftigt, sondern mit Grubenarbeiten, mit Tiefenschürfungen. Ja, sie untersucht die einsturzgefährdeten Stollen unseres modernen Welt- und Menschheitsbildes.

In diesen düsteren Lichtverhältnissen sucht sie nach haltbaren Fundamenten. Sie arbeitet an einem Groß-Essay mit dem Arbeitstitel „Die Ordnung der Väter“.

Wem das biblisch vorkommt, ist auf der richtigen Spur, denn Monika Hausamann ist Reformierte und liest abends in der Bibel – wenn sie nicht gerade in Dostojewskis „Brüder Karamasow“ festhängt oder in Pessoas „Buch der Unruhe“.

Die Bibel beruhigt sie, sie findet Halt in Psalmen wie dem 73., der eigentlich Klage führt über das Wohlergehen der Frevler und ihre Anmaßungen („Sie sehen kaum aus den Augen vor Fett…Was sie reden, das soll vom Himmel herab geredet sein, was sie sagen, das soll gelten auf Erden…“) und über den Abgrund im eigenen Innern („…da war ich ein Narr und wusste nichts, ich war wie ein Tier vor dir.“)

Und dann kommt das große, ja großartige Dennoch. „Gott nahe zu sein ist gut für mich“. Und sie glaubt mit ihrem ganzen Herzen, dass es auch gut für die Menschheit wäre. Sie ist bibelfromm, was übrigens nicht außergewöhnlich ist für Thriller-Autoren: Graham Greene, der Trinker und Ehebrecher, war erzkatholisch und John Grisham zog als evangelikaler Laienprediger und Katastrophenhelfer durch die Lande.

Um Ordnung zu schaffen, das ist Hausammanns Ansatz, muss man zunächt einmal eine Idee von Ordnung haben, und da ist die Schöpfungsordnung, wie sie die Bibel erzählt, nicht der schlechteste Massstab.

Etwa, dass es gut und böse gibt, gerecht und ungerecht, dass die biologische Existenz von Mann und Frau gleichzeitig eine Offenbarungs- und eine Verstandeswahrheit ist, dass es Hass gibt und Liebe, Eifersucht, Neid, Gier, all die menschlichen Eigenschaften, von denen das Buch der Bücher so drall und prall erzählt, vor allem die größte aller Versuchungen, vor der schon in der Genesis gewarnt wird, nämlich: vom Baum der Erkenntnis zu essen und dadurch selber wie Gott zu werden.

Und dieser Menschengott, dieser homo deus hat Pläne. Er will den neuen Menschen schaffen, bzw. den Menschen neu erschaffen, nicht nur in Petrischalen, wo die ersten Schimären aus Schwein und Mensch erzeugt werden, sondern auch in politischen Riesenlaboren: in Masterplänen und Experimenten, die Ströme von Blut und Millionen von Toten gekostet haben und kosten.

In Gesinnungsdiktaturen, die den Menschen manipulieren und verbiegen, die ihn zum Denunzianten abrichten, und ihm das entsprechende Vokabular anerziehen.

Ein Neusprech, in dem Denunziation übersetzt wird mit „aufeinander Acht geben“, und jede Form der Dissidenz als „menschenfeindlich“ oder „rassistisch“ oder „rechtradikal“ verleumdet und mit bestem Gewissen unterdrückt werden kann. Hausamann hatn sich in ihrem Frank-Jordan-blog gegen die Zensurversuche von Lichtschlags „eigentümlich frei“, von Broders „Achse“ oder „Tichys Einblick“ ins Kampfgetümmel gestürzt.

Es war ein vorsichtiges Kennenlernen mit ihr. Google gab nicht viel her. Aber das kleine Porträtfoto auf Facebook von dieser Frau mit Zigarillo, so provozierend in die Kamera gepafft, interessierte mich.

Und irgendwann wurde „Ares“ vom Postboten abgeliefert, in den Briefkasten hätte der Ziegelstein nicht gepasst, 600 Seiten, auf dem düsteren Cover die Quadriga des Brandenburger Tors und darüber das rote Hornissenauge eines Kampfhubschraubers.

Ich habe das Buch nicht mehr aus der Hand gelegt. Und ich habe unterstrichen, was ich zuletzt mit einer Formulierung aus einem Don-Winslow-Thriller gemacht habe.

Ihr Roman folgt der alten action-Weisheit: Beginne mit einem Erdbeben und steigere allmählich. Hier bildet den Auftakt ein Terroranschlag in virtual reality, der ganz real tödlich endet. „Der Tag, an dem Ben Kramer starb, war derselbe, an dem er sich eingestand, dass alles eine Lüge war. Alles. Eine Lüge, die sich Politik nannte.“

Schnitt auf die Siegesfeier des neu gewählten Kanzlers Eric Hessberg in Berlin, die dieser mit dem Sektkelch auf der Terrasse nicht so voll auskosten kann, weil der Mann an seiner Seite, der Kanzlermacher, ihn an ein paar schmutzige Vereinbarungen erinnert.

Dann ist da noch die junge Azeera in Miami, der beste electronic dance act der Gegenwart, die berühmteste DJ der Welt, 26 Jahre alt, 56 Millionen Jahreseinkommen. Ihr Manager nicht das, was er zu sein vorgibt. Schon die Schauplätze schreien nach einer Verfilmung. Dabei ist Carl Brun noch gar nicht im Spiel.

Das beginnt, nachdem der US-Geheimdienst in Telefongesprächen und Messengerdiensten das Wort Basel in ungewöhnlicher Häufung in Verbindung mit den Worten „Hochzeit“ und „Fest“ abgefischt hatte.

Brun trommelt seine Truppe, die nach einer politischen Intrige im Vorgängerroman („Das Attentat“) fliehen musste, wieder zusammen. Die Schweiz hat nach einem katastrophalen europäischen Zwischenspiel wieder ihre fiskalische und politische Autonomie wiedererlangt, und ihr alter Agentenführer leitet nun ganz offiziell den offiziellen Geheimdienst.

Aber diese erneute Bedrohung, die sich da aus dem Nebel schält, eine von Brüssel aus gesteuerte europaweite Geheimarmee, die nach einer Reihe von Terroranschlägen aufräumen soll, kann nur sehr inoffiziell beobachtet und sabotiert werden.

Wie schon im „Attentat“ (2019), wo ein im Labor erzeugter Virus Angst und Schrecken verbreitet – die Parallelen zum gegenwärtigen Pandemiegeschehen sind verblüffend genau vorausgeahnt – ist es hier der vermeintlich islamistische Terror, der die Angstkulisse errichtet, hinter der sich die eigentlichen politischen Geschäfte abwickeln lassen.

Und wie im “Attentat“ zerfließen in den Figuren das Gute und das Böse wie Wasserfarben, sie zerfließen wie im richtigen Leben, sie sind widersprüchlich, die Strippenzieher und die Handlanger, sie sind gleichzeitig gerissen und dumm, Täter und Opfer.

Es ist Hausammanns vierter Brun-Thriller. Die ersten beiden („Der Fonds“, „Die Ministerin“) fanden zunächst keinen Verlag, doch sie schrieb weiter, unverdrossen von allen Absagen, die selbstverständlich politisch herumdrucksten, bis sich der Lektor Wille aus dem „Lichtschlag“-Verlag meldete.

Sie hielt Kurs am Schreibtisch, diszipliniert, wie beim Delta-Fliegen, das inzwischen ihr Hobby war. „Du brauchst Disziplin, wenn du im Wettkampf ein Dreieck von 150 Kilometern abfliegen willst.“

Und wenn du dann einen „Bart“ erwischst, einen Aufwind, und in 4000 Metern Höhe einen Gletscher überfliegst, weißt du, was Schönheit und Klarheit miteinander zu tun haben, und vor allem: einsame Erhabenheit!

Monika Hausamann wuchs auf in Bern als Tochter des Verlegers der „Berner Zeitung“. Ihre Kindheit? Ein einziges wildes Abenteuer an der Seite ihres Bruders, mit Wald und Pferden und sie war der Räuberhauptmann. Sie lebte aus dem Vollen eines wilden Herzens, studierte später Betriebswirtschaft und Journalismus, machte sich als PR-Beraterin selbstständig – und brach das alles ab.

Sie schrieb, mittlerweile Mitte zwanzig und entdeckte, in einer Art Jung‘schen Analyse durch eine Beraterin ihre Faszination für die Zurückgezogenheit, ihr Talent zum Alleinsein, die Stärke der Autonomie.

Ihre frühen Romane waren Selbstfindungen, sie kann oder will sich kaum an die Titel erinnern…“ich musste mich von  mir selber losschreiben.“

Da die Pandemie-Beschränkungen eine persönliche Begegnung unmöglich machen, fällt der Ausflug ins Perigord flach. Es muss über zoom laufen. Das kommt ihr entgegen. Sie ist scheu, sagt sie. Im Monitor schließlich taucht ein Wusch blonder Locken auf, der es ihr ermöglicht, diesen immer wieder dramatisch zur Seite zu schaufeln wie eine Chansonniere in ihrer wilden Einsamkeit.

Allerdings hat sie mit einem hartnäckigen Verhörspezialisten zu tun. Warum sie alleine lebt, frage ich. Warum sie keine Kinder hat? Man kann sowas fragen, wenn man ein paar tausend Kilometer entfernt ist. Also: War sie mal verliebt?

„Na klar. Verlieben ist das einfachste der Welt: Weil es uns einfach widerfährt. Man tut von sich aus absolut nichts dazu.“

Die Ergänzung kommt schriftlich, und sie ist anrührend um Genauigkeit bemüht: „Nähe, wo sie nicht bloss Ausdruck des Verliebtseins war, hatte deshalb ausserhalb sentimentaler Vorstellungen und wo sie nicht über Jahre – und ich meine Jahre!! – gewachsen war, stets etwas Bedrohliches an sich.“

Zwei längere Beziehungen hatte sie gelebt, beide, sie schreibt es unumwunden hart, „gescheitert“, und zwar, soweit ich es verstehe, aus dem mir selber sehr vertrauten Unvermögen, Distanz und Nähe zu regulieren, da sind die emotionalen Armaturen unleserlich.

Allerdings hat sie andere Konsequenzen gezogen.

„Ich habe den Versuch aufgegeben, dies ändern zu wollen und dabei frei nach John Cheever die Gelassenheit eines Menschen gefunden, der das Land der Liebe, wo Nähe Gebot ist, verlassen hat. Was für eine Erleichterung!“

Wer ihre Romane als Ersatzhandlungen interpretieren möchte, könnte in der Beziehung von Carl Brun mit der Zigarillo paffenden Jezreel Vidali herumstochern, die bisher eher in seinem Augenwinkel mitlief, bis sie, am Schluss von „Ares“, hinter ihn tritt, ihn umarmend den Kopf in seine Schulterblätter legt. Das Leben kann so einfach sein, wenn man es selber schreibt.

Und so lebt sie mit ihrem Hund Wanja und ihrer Katze in dieser Mönchsklause, die ihre Eltern früher im Urlaub angemietet hatten, überhaupt ihre Eltern, sie spricht über sie mit Liebe und Respekt.

Und das ist der bleibende Eindruck. Der einer starken und schönen, einer hellwachen und komplett Allüren-freien Frau. Sie nimmt mich über ihre Laptop-Kamera mit auf einen Streifzug durch ihr Haus, den Garten, die Auffahrt, den hellweißen Kies, der sich Harken ließe wie ein japanischer Zen-Garten.

Sie pflanzt Gemüse, Hülsenfrüchte, daneben Lorbeerbäume und Tamarisken und Strauchulmen als Sichtschutz, sie lebt selbstgenügsam, als rechne sie mit allem, sie ist vorbereitet. Und da ihre Bücher noch keine Millionen einspielen, geht sie zweimal die Woche Putzen. Ja, ihre Selbstbeschreibung auf Facebook lautet: „Autorin und Putzfrau“

Schließlich lässt sie mich tatsächlich in ihr Manifest schauen, in die „Ordnung der Väter“, die einen vehementen Kommentar über unsere entleerte und entgleiste Wirklichkeit enthält. Es ist mehr ein Aufruf als ein Essay, und der mündet in ein Crescendo des Mutes und der Lebensbejahung:

„Fürchte dich nicht, aufrecht zu stehen, wo alle anderen kriechen. Fürchte dich nicht, vor Gott zu knien, wo von dir verlangt wird, es vor den Götzen der Ersatzreligionen zu tun…

Fürchte dich nicht davor, allein zu bleiben, wo alle anderen gehen und wo sogar du lieber gehen würdest…

Das ist die Freiheit der Bibel, die Freiheit des Christusgeschehens, die Freiheit der Gottesfurcht: das Ende aller Welt- und Menschenfurcht und der Anfang der Weisheit.“

Dieses Manifest muss raus. Es ist ihr wichtig.

Allerdings kann sie es nun kaum erwarten, mit dem neuen Thriller zu beginnen – Arbeitstitel: “Polygon“. Eine weitere Story über Verrat, Anmaßung von Macht und die Fallstricke des Gottspielens. Nichts ist, wie es scheint – wenn es eng wird für eine Reihe von Bankern, die in einer Serie rätselhafter Selbstmorde dran glauben müssen, und wenn die kleine Jez entführt wird.

Aber da gibt es ja immer noch Carl Brun!

 



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