Liebes Tagebuch,

Die letzten Wochen waren geprägt von erheblichen Anfeindungen nicht nur gegen die Person Annalena Baerebock, sondern auch gegen das grüne Programm, das ja nichts Geringeres bedeutet als eine Handlungsanweisung zur Verhütung einer planetarischen Katastrophe…okay, ich gebe es zu, das habe ich jetzt aus Roberts Tagebuch abgeschrieben, aber ich habe es nur getan, um auf Nummer Sicher zu gehen….

Ach, es ist so traurig, liebes Tagebuch, ich war so schön in Fahrt, also im Sinne von: schön, punkt, mit diesen geilen Titeln Spiegel, Stern, Zeit, was haste noch, bella figura, Views schrieb „Endlich anders“ die haben doch alle auf mich gewartet und die meisten alten Knacker  in den Redaktionen mochten, was sie sahen, nämlich mich, jung und dynamisch und bisschen frech und dann mein hautenges Kleid im Bundestag bei der Verabschiedung von Angela, die mit ihren Hosenanzügen modisch ja eher aus der DDR kommt, während ich, im leuchtenden Neon-Orange, eher aus dem Völkerrecht…und jetzt diese RIESENSCHEISSE, ich könnte diesen Ebmeyer erschlagen, eine Unverschämtheit, wie der mich abgezockt hat für die paar Seiten, die er dann auch noch aus Wikipedia und Trittin-Reden und Infomaterial der Zentrale für politische Bildung zusammengesampelt hat.

Es gibt in unseren Reihen eben auch Ganoven, das muss ich ganz klar sagen, das kenne ich aus unserer Ini in Travemünde, die wir damals wegen der Plastikflaschen gegründet haben, als der Volker die Säcke hinter unserem Rücken zu Lidl gebracht hat wegen dem Pfand, der hat da sicher 200 Euro für gekriegt…

Wir waren da sowas von total naiv, eben voll auf Weltverbesserung, ich hab ihm dann hinterher wenigstens noch 100 Euro abquatschen können, wenn ich dicht halte…

Wenigstens der Spiegel hält noch zu mir, bzw. der Markus Feldenkirchen, der sehr richtig geschrieben hat, das sind „Fehlerchen“, die ich gemacht habe, und es geht doch ums Große Ganze, das wollen die „Altparteien“, ich nenne die jetzt mal so, die gegen uns Front machen, nicht einsehen. Klar ist hier auch Hass auf Frauen im Spiel. Da ist Feldenkirchen  ist ja nicht der Einzige, der das so sieht. Thomas Schmid schrieb in der Welt „Machtbewusste Frauen können nach wie vor einen male-chauvinistischen Schub auslösen.” Und die Zeit schrieb” „MeToo“ ist nach wie vor aktuell“.

Und ganz richtig, wie die Zeit das sieht: Es kam uns darauf an, im „vorpolitischen Raum die Hegemonie zu erringen“. Also durch mich, denn wenn jemand vorpolitisch ist, und dabei auch noch geil aussieht, dann ja wohl ich.

Gut, Robert sieht auch nicht schlecht aus, aber die Kerle stehen auf mich. Im übrigen sind seine Bücher auch nicht soooo toll, ich habe da (heimlich hihi) einen unfassbar geilen Verriss von diesem Matthias Matussek in Tichys Magazin über Roberts Kinderbücher gelesen und dass er so aus Hobby abends den Abwasch macht, ich lach mich schlapp, Daniel hat sich auch gekugelt, als ich ihm das vorgelesen habe – ich hatte unserer Putze gesagt, sie soll kurz den Staubsauger abstellen.

Und keine/r spricht über die großen Themen. Kanada brennt gerade ab wegen der Klimakatastrophe, Menschen verbrennen buchstäblich und von der CDU kommt kein Ton, das ist Beihilfe zum Mord, mindestens. Und die SPD macht sich einen schlanken Fuß und will jetzt Sanitärbehälter auch auf Männerklos zur Pflicht machen wegen der menstruierenden Männer. Die wissen genau, dass WIR und NICHT darüber lustig machen. Wir könnten höchstens darauf hinweisen, dass das über 150 Jahre nach Parteigründung ein bisschen spät kommt, man mag sich gar nicht vorstellen, welche Qualen die menstruierenden Malocher im Straßenbau und in den Werkshallen erlitten haben müssen.

Aber alle schießen sich auf mich ein. Gut, dass die Zeit jetzt mal eine Geschichte über „Sexismus in der Politik“ bringt. Aber die werden sich wundern, die da dieses Kesseltreiben gegen mich betreiben. Irgendwann bin ich die Bestimmerin. Und dann treten wir zum Endkampf an. Nur weil einige von uns Kobalt mit Kobolden verwechseln und Gigawatt mit Gigatonnen und überhaupt Rechenschwächen haben, heißt das nicht, dass wir nicht die Daumenschrauben anziehen können, wenn wir durch sind.

Und ich werde ganz sicher durchhalten, auch wenn die Renegaten von der taz mich zum Rücktritt auffordern, angeblich, “um das grüne Projekt nicht zu gefährden”. Ich habe Sarah Wiener, die Promi-Köchin auf meiner Seite. Und Sebastian Vettel! Das ist ein Rennfahrer, habe ich mir sagen lassen, aber offenbar schon pensioniert, er taucht auf jeden Fall nicht mehr in den Ranglisten auf. Na und? Dabei sein ist alles!

So, jetzt muss ich mir mal Robert vorknöpfen. Der schmunzelt immer so, wenn wir uns sehen.

 

Anna-Lena am 6.Juli