Nach einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen wünschen sich 60 Prozent der Befragten Markus Söder als CDU-Kanzlerkandidat, und nun fragt sich wohl jeder, wie dieser Bäume-umarmende Franke in die Sonne dieser allgemeinen Sympathie geraten konnte, wo er doch in den Wahlen als bayrischer Ministerpräsident so ziemlich abgebügelt wurde, unter anderem von den Grünen, die damals im Höhenrausch waren.

Nun, zum einen wohl mit einer verblüffenden Häutung der normalerweise als Schwarzer Riese posierenden und seit Franz Josef Strauß als solcher festgeschriebenen CSU-Chefrolle.

Denn Markus Söder, der so ehrgeizige wie prinzipienlose Machtpolitiker hat in der CSU die Grünen entdeckt: Seine Partei sei schließlich eine christliche und daher auf Erhalt der Schöpfung angelegte Kampfgruppe aus Almbauern und Seerestaurant-Wirten, und daher schon in der DNA grün. Und damit sind auch jede Menge Anschluss-Steckdosen gelegt, in die auch Sonstgrünes eingefüttert werden kann. Zum Beispiel die Frauenquote, die wiederum noch vor dem Schutz der Schöpfung kommt, nämlich als Schutz der Frau.

Auf dem letzten Parteitag allerdings holte er sich mit diesem Vorschlag eine blutige Nase. Vor allem von erbosten Frauen, die sich diesen Paternalismus nicht bieten lassen wollten. Auf Wikipedia wird Paternalismus so definiert: “Mit Paternalismus (von Altgriechisch πά·τερ, patēr, Plural: pateres „Vater“) wird eine Herrschaftsordnung beschrieben, die ihre Autorität und Herrschaftslegitimierung auf eine vormundschaftliche Beziehung zwischen herrschenden und beherrschten Personen begründet.“

Und als Vormund hatte die Partei ihren Parteivorsitzenden nicht gedacht.

Ein Mitglied sprach auf offener Bühne aus, was viele dachten, und zwar so: „Die SPD hat die Quote bereits 1988 eingeführt – und schaut, was aus ihr geworden ist, da wollen wir sicher nicht hin.“

 

Doch Söder wäre nicht, wer er gerne wäre, nämlich ein Mann wie eine Eiche, um seinen Vorschlag nicht auf anderer, diesmal auf Bundes-Ebene zu radikalisieren. Nun regte er eine Quotenregelung für DAX-Vorstände an, griff also munter in die Wirtschaftsfreiheit ein. Franz Josef Strauß hätte ihn schon allein dafür unangespitzt in die Grünfläche vorm Landtag gerammt. Opportunismus hatte seine Statur und Natur nach nur eine Richtung zu kennen: dass sich andere an ihn anpassten.

Doch wir erleben in diesen Zeiten des Zwielichts vor allem verschwimmende Konturen, und umgekehrt: diese Dämmerung politischer Grundüberzeugungen kommt vor allem zwielichtigen Naturen zugute.

Wichtig ist hierbei, dass der gelehrige Franke, der sich Karnevalsfeiern gern mal in Madame Pompadour, mal in Shrek verwandelt, derzeit einen weiteren Rollentausch avisiert. Das eingangs zitierte Popularitätshoch spricht Bände: Kanzler, das wäre doch was!

Auch wenn Söder es ständig neu dementiert, selbstverständlich hat einer wie er Appetit auf Höheres. Selbstverständlich hat er kapiert, dass er dieses Hoch nur einem einzigen Fakt verdankt: Seine schon sklavische Ergebenheit der Kanzlerin gegenüber, besonders in Zeiten der Corona. Er ist Merkels Pudel.

Er zeigt sich gerne mit ihr. Er zeigt sich gerne bayrisch hoheitlich mit ihr, auch wenn ihr, der spröden FDJ-Sekretärin und Protestantin aus der Uckermark soviel bayrischer Prunk innerlich auf den Zeiger gehen mag. Andererseits ist auch Söder Protestant. So machte sie gute Miene. Wahrscheinlich würde sie eine Söder-Kandidatur sogar stützen, alles, solange nicht dieser Friedrich Merz wieder nach oben kommt, den die Partei zwar mag,  das Volk dagegen eher weniger, da es ihn für allzusehr auf Wirtschaft fixiert erachtet. Wobei dieses Land im Moment wohl nichts mehr braucht als einen, der rechnen und bilanzieren kann.

Wir Deutschen sind ein merkwürdiges Volk. Offenbar lieben wir Führerfiguren. Solche, die uns Lasten aufbürden, uns gängeln, ja auch schon mal „die Zügel strammziehen“ (O-Ton Söder).

Je deutlicher und strenger der Landvogt aus dem Süden auftrat, desto mehr flogen ihm die Herzen zu.

Vor allem aber assistiert er der Kanzlerin, wo es nur geht, übertrifft sie sogar an Strenge, obwohl die Zahlen bei ihm zuhause in Bayern nicht solche sind, dass in ihm der Experte erkennbar wäre.

Mit ihrem strengen Corona-Regime, ihrem voraussichtlich auf Dauer verordneten zweiten und sehr chaotischen Lockdown, der Gastwirte und Kleinkunstbühnen in den Konkurs treibt, gleichzeitig aber Nahverkehr, Schulen und andere schwer kontrollierbare Knotenpunkte unangetastet lässt, hat die Kanzlerin, man höre und staune, erneute Popularitäts-Bestmarken gerissen.

Wer gegen die Maßnahmen aufbegehrt, macht sich verdächtig. Und hier schlägt nun erneut Söders Stunde. Er schlägt vor, die „Querdenkerszene“ genauer zu beleuchten, denn in ihr könne sich der Staatsfeind verborgen halten. Bereits jetzt lässt sich eine erhöhte Denunziationslust im Lande verzeichnen. Etwa wenn eine Familie in den Ferien in der Uckermark anonym angezeigt wird.  Für solche Fälle hält auch unsere Orwellsche Sprachverschiebung das geeignete Neusprech bereit: Dann nämlich handelt es sich nicht um denunzieren, sondern um das “aufeinander Acht geben”.

Schon für die  erkennungsdienstliche Durchleuchtung der Dissidentenszene werden die deutschen Wähler Söder die Stiefel küssen. Wir sind ein Volk von Untertanen, scheint mir, und wir fühlen uns geschützt und sicher in dieser Rolle. Und wenn es heute in der Innenministerkonferenz erneut darum geht, Zwischenbilanz zu ziehen in Sachen Corona-Lockdown, können wir sicher sein, in den allerstrengsten Beschlüssen Söder an Merkels Seite zu sehen.

In einem allerdings hatte Söder den Konflikt sowohl mit den Grünen wie auch der Kanzlerin riskiert: im Punkt der Grenzkontrollen, die er auf bayrischer Seite angeordnet hatte. Heute soll die Sache auf Antrag der Grünen vor dem bayrischen Verfassungsgericht verhandelt werden.

Allerdings stammt Söders Maßnahme aus dem Jahre 2018, als er sich noch um ein konservatives Profil bemüht hatte.

Zwei Jahre voller Umfragen sind eine lange Zeit.

 

 



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