Rezension aus Deutschland vom 23. Dezember 2020
Matthias Matussek, der große Magazin-Journalist, der auch ungeschützt provozieren konnte, hat ein weises und friedliches Altersbuch geschrieben. Mit 66 Jahren fängt nicht nur Neues im Leben an, sondern kann auch Altes endlich aufhören. In diesem Fall die Sucht des Zigarettenrauchens. Dafür brauchte es einen Schlaganfall und im Herbst 2019 einen Herzinfarkt, die der bekennende Katholik beide wundersam überstanden hat. Matussek kennt die Nikotinsucht und ist sie im neu geschenkten Leben, das ihn gemäß David Engels‘ Ratschlag („Was tun?“) auch den Wohnort von der Stadt Hamburg an die ländliche Ostsee wechseln ließ, nun losgeworden. „Die letzte Zigarette war kein bisschen dramatisch“, aber eine große Befreiung. Doch es bedarf der Wachsamkeit gegen „zehn Versuchungen“, die das Leben und die Kultur nun einmal bereithalten. Das ist alles lebhaft, bunt, humorvoll und spannend dann in Richtung anderer Süchte – Marihuana, Heroin, Opium – weitergeführt.
Diese zwar nicht ungefährlichen Präparate will Matussek anders als die nur ungesunden und süchtig machenden Zigaretten legalisieren, zuerst für Ältere, deren Außenerfahrung eingeschränkt ist und deren Inneres sich im Sinne von Ernst Jüngers „Annäherungen“ durch Drogen erweitern ließe. Aber damit werden Bereiche betreten, „die den charakterlich gefestigten und suchtresistenten Leser voraussetzen“.
Humphrey Bogart („Casablanca“) zog nicht süchtig an seinem Stengel, sondern ließ ihn achtlos verglimmen, weshalb es bei den Junkies hieß: „Do’nt bogart that joint, my friend, pass it over to me“. Matussek greift zurück auf eigene Drogenerfahrungen als junger Erwachsener auf Hippie-Reisen à la Reiner Langhans in den fernen Osten bis nach Indien, bei denen Opium neben Marcuse-Lektüre half, auch Knastwidrigkeiten zu überstehen. Ein Kapitel („Die Legende vom heiligen Trinker“) widmet sich dem „Dreckskerl“ Charles Bukowski (1920-1994), einem Freund des Autors, dessen 100. kürzlich beachtet wurde, obwohl manche ihn zu den „Losern von L.A.“ rechneten. Der Katholik MM begleitet ihn im Gebet und schreibt nach einer dreitägigen Begegnung: „Was war er für ein sanfter und witziger Buddha, den man nur lieben konnte“.
Humphrey Bogart („Casablanca“) zog nicht süchtig an seinem Stengel, sondern ließ ihn achtlos verglimmen, weshalb es bei den Junkies hieß: „Do’nt bogart that joint, my friend, pass it over to me“. Matussek greift zurück auf eigene Drogenerfahrungen als junger Erwachsener auf Hippie-Reisen à la Reiner Langhans in den fernen Osten bis nach Indien, bei denen Opium neben Marcuse-Lektüre half, auch Knastwidrigkeiten zu überstehen. Ein Kapitel („Die Legende vom heiligen Trinker“) widmet sich dem „Dreckskerl“ Charles Bukowski (1920-1994), einem Freund des Autors, dessen 100. kürzlich beachtet wurde, obwohl manche ihn zu den „Losern von L.A.“ rechneten. Der Katholik MM begleitet ihn im Gebet und schreibt nach einer dreitägigen Begegnung: „Was war er für ein sanfter und witziger Buddha, den man nur lieben konnte“.
Kaum noch bekannt ist die Pop-Ikone William S. Burroughs (1914-1997), der „Godfather der Junkies“, den Matussek 1987 traf und der mit „Naked lunch“ für die ganze Counterculture und den „Summer of love“ 1967 in San Francisco steht. Dazu gehören Namen wie LSD-Timothy Leary, Jack Kerouac („On the road“), Alan Ginsberg, Ed Sanders und andere. Lebhaft und einfühlsam wird der heroinsüchtige Schriftsteller, den Norman Mailer und John Updike bewunderten, in seiner Zerrissenheit bis zu seinem Totenbuch „Western Lands“ porträtiert. Es folgt die heiter-dramatische Schilderung „Marihuana in Hollywood und Knast in Arizona“ mit den Abenteuern auf dem Weg zu einem G.K.Chesterton-Kongress im Jahr 2015.
Der katholische Autor kann beim Thema Sünde, Sucht und Laster nicht an dem größten Denker des Abendlandes, dem Nordafrikaner Aurelius Augustinus vorbeisehen und ihm keine Liebeserklärung widmen. Dieser hat in seinen weltberühmten „Bekenntnissen“ die eigene Abkehr von Lastern zu einem Lob Gottes gemacht, obwohl wahrscheinlich Nichtraucher. In der Befolgung seiner Gehorsamstheologie haben später Obere der Jesuiten ihren Priestern das Rauchen zeitweise verboten, während Priester des Opus Dei im 20. Jahrhundert dazu sogar angehalten wurden, um der geltenden Kultur zu entsprechen.
Der katholische Autor kann beim Thema Sünde, Sucht und Laster nicht an dem größten Denker des Abendlandes, dem Nordafrikaner Aurelius Augustinus vorbeisehen und ihm keine Liebeserklärung widmen. Dieser hat in seinen weltberühmten „Bekenntnissen“ die eigene Abkehr von Lastern zu einem Lob Gottes gemacht, obwohl wahrscheinlich Nichtraucher. In der Befolgung seiner Gehorsamstheologie haben später Obere der Jesuiten ihren Priestern das Rauchen zeitweise verboten, während Priester des Opus Dei im 20. Jahrhundert dazu sogar angehalten wurden, um der geltenden Kultur zu entsprechen.
Bewegend ist auch das fast fromme Schlusskapitel „Ritt in die Abendsonne“, das in ein einziges Wort des ehemaligen Kettenrauches mündet: „Danke!“.
Für Nichtraucher und Raucher jeden Alters oder Geschlechts ist Matusseks „Sucht und Ordnung“ eine nachhaltige Motivation zum Verzicht und zur Horizonterweiterung. Jahrgangskollegen des Autors wie der Rezensent fühlen sich in jugendliche USA-Erlebnisse zurückversetzt. Den Anhang des selbst edierten Buches mit tollem Cover und einem Vorwort des Facebook-Freundes Kalle Schwensen bildet aus dem pool seiner einschlägigen Artikel ein spannend-erschütternder Bericht über die von der Drogenmafia beherrschte Stadt Rio de Janeiro, in der der ehrlich-offene Autor viele Jahre als Spiegel-Korrespondent verbracht hat. Zusammenfassend kann man nur sagen: Nimm und lies – Tolle lege!
Dr.Stefan Hartman (“Neue Ordnung”, “Tagespost” u.a.)
Kämpfen Sie mit!
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