Stephan Paetow, der in „Tichys Einblick“ den satirischen „etwas anderen Monatsrückblick“ schreibt, kann mit wunderbaren  Wortschöpfungen aufwarten wie „Greta aus Schölefröh“, also solchen, mit denen buchstäblich ein kugelrundes lachendes Smiley aufgeht. Nun hat er sich nach Ansicht einiger vergriffen, als er schrieb, „Was spricht für Chebli? Befreundete Journalistinnen haben bislang nur den G-Punkt als Pluspunkt feststellen können in der Spezialdemokratischen Partei der alten Männer“…und prompt hat er damit Tretminen hochgejagt. Dorothea Bär von der FDP fand den Witz so sexistisch, dass sie die von Roland Tichy geführte Ludwig-Erhardt-Stiftung verlassen hat.

Der Witz ist prinzipiell nicht schlecht, nur hätte beispielsweise der Leberfleck als Alleinstellungsmerkmal genügt – allerdings wären damit die (so politisch inkorrekten) alten weißen Männer nicht Bestandteil der Pointe gewesen, die Paetow ansteuerte…na gut, vielleicht hätte er den ganzen Versuch ausrangieren sollen, aber kribbeln tut es einen schon ☺

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Dabei hätte der Titel des neuen Heftes „Sind wir eigentlich blöd?“ durchaus als Kommentar auf das „Chebli-Gate“ gelesen werden können: Dass ein entgleister „sexistischer“ Witz einer CSU-Politikerin dazu dient, die Sturmglocken zu läuten, ist an sich nicht ohne Komik. Da offenbar ihre Fachkompetenz als Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt nicht ausreicht, für dieselbe zu sorgen, wirft sie sich auf das benachbarte Feld des Sexismus. Bzw. Sex, denn heutzuitage hat alles mit Sex zu tun, wie die ebenfalls an Bedeutungsverlust leidende FDP vorexerziert. 

Dort war es der einstige Vorsitzende der Partei, Rainer Brüderle, der mit seiner verstaubten Anmache, einer gerissenen Sternredakteurin seiner „Tanzkarte“ anbieten zu wollen und seine Freude über ihre Fähigkeit, ein Dirndl „auszufüllen“, in den Orkus des Vergessens torkelte. 

Und nun war es die jüngst durchaus als schlüpfrig verstandene Bemerkung Christoph Lindners in seiner Parteitagsrede, „die letzten 300 Tage“ mit er von ihm geschassten Generalsekretärin Teuteberg „begonnen zu haben…nicht das was ihr denkt, liebe Freunde (höhöhö)…“, die ein Sexismus-Problem der gelbblauen Opportunisten-Partei durchaus offenbarte.

Womöglich dachte sich Dorothea Bär, immerhin ist der noch bedeutungslosere FDP-Voresitzende damit in die Schlagzeilen gekommen, warum sollte es nicht auch mir glücken? Durchaus von Nachteil indes dürfte sein, dass sich das Publikum fragt „Bär?…Bär?…Wer war das nochmal und wofür ist die zuständig?“, bis es praktisch darauf gestoßen worden wäre, dass die christsoziale Gschaftlhuberin ja überhaupts a nix taugen tuat…was mich an ein Vorkommnis aus meiner Zeit beim Stern erinnert, als Nannen einen Themenvorschlag von einem längst vergessenen Korrespondenten in Ägypten erhielt, sich erinnerte, dass er ihn einst eingestellt hatte und ihn nun prompt feuerte, weil er sei jenen Tagen nichts mehr von ihm gelesen hatte. 

Immerhin schob die blauweiße Bärin in ihrer opportunistischen Witterung noch die Bemerkung hinterher, dass diese Entgleisungen ja bei Tichy nichts neues seien, weil das Magazin wahrscheinlich auch zu ihr, der Totalversagerin der behaupteten „Digitaloffensive“, nicht immer nett war.

Was aber den Sexismus bei Tichy angeht, der ist mir doch sehr entwicklungsbedürftig. Aber mit meinem Drängen, eine fundierte Analyse der Schuldenwirtschaft Merkels auch mal mit einem Miss-Universe-Contest aufzupeppen, bin ich bisher ins Leere gelaufen. 

Tatsächlich aber konnte sich der arme Roland Tichy, nachdem er den Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung nun selber hingeschmissen hat, vor Solidaritätskundgebungen seitens des Publikums kaum retten. Es scheint dann doch, dass eine wachsende mündige Leserschaft diesen ganzen Opfergruppenkäse leid ist, womit wir wieder bei Tichys Titelgeschichte wären.