Im Sonneblumenfeld auf dem Weg zum Einkauf trägt man Trauer. Mit gesenkten Köpfen und schwarzen Gesichtern wird der Sommer verabschiedet, es geht in den Tod, der Friedhof liegt nur hundert Meter weiter…

 

Dem Tagesspiegel entnehme ich, dass sich die Kanzlerin in ihrer Morgenrunde nun auch mit alternativen Medien wie Tichys Einblick beschäftigt, das Dorothea Wer erneut als „erbärmlich“ und „widerlich“ bezeichnet hat. Gleichzeit liegt eine Umfrage vor, nach der der sogenannten „Digitalisierungsoffensive“, die die blauweiße Staatssekretärin im Bundeskanzleramt zu verantworten hat, 78 Prozent der Bundesbürger unzufrieden lässt, besonders was den Breitbandausbau und die Netzabdeckung angeht. Nur 18 Prozent beurteilen die digitale Infrastruktur als gut.

Da kommt ein Aphorismus von Dávila in Spiel, dem Sinn nach „Je größer das Problem ist, das eine Regierung in einer bestimmten Sache hat, desto mehr unfähige Leute werden eingestellt, um dieses zu lösen“. Und desto schriller beschimpfen diese dann andere, die nichts mit ihrem Versagen zu tun haben.

Letzte Nacht in dem knapp 1000-seitigen Wälzer „Jesus“ von Markus Spieker gelesen, der in einer äußerst unterhaltsamen und informativen Abbreviatur den Erkenntisweg des Menschen bis zur Menschwerdung Gottes, seines Einbruchs in die Geschichte mit Jesus Christus beschreibt. Vom ersten Augenaufschlagen des Bewusstseins über den primitiven Götterglauben, und weiter zum Gilgamesch-Epos, den ägyptischen Sonnenkult Echnatons, die Achsenzeit in der Mitte des ersten Jahrtausend mit dem gleichzeitigen Auftreten von Buddha, Konfuzius, Zarathustra und den griechischen Philosophen, ein genaues, aber doch ungeduldiges Drängen auf diesen Seiten hin zu Jesus Christus, der für Markus (ich kenne ihn, ein kluger TV-Mann trotz seiner Anstellung in der ARD) die „Lösung aller Probleme ist“.

„Jesus – Eine Weltgeschichte“ im fontis-Verlag Basel.

 

Nur eine Woche zuvor war mir ein auch immerhin 600-Seiten-starker Klopper mit dem Titel „Hitler“ zugeschickt worden, das im Untertitel „Die wenig bekannten Fakten“ zu präsentieren verspricht. Autor ist der mir bis dato unbekannte Drehbuchautor Claus Hant.

Faszinierende Autoren-Hybris in beiden Fällen, elementare Gesten in einer Welt der Zersplitterungen, sozusagen komplementärer Forscherehrgeiz! Der eine sagt sich: Ich schreibe jetzt über Gott, der andere: ich schreibe über den Teufel. Der eine arbeitet über die Gestalt gewordene Empathie, der andere über die personifizierte Empathielosigkeit. Was für eine wuchtige theologische Polarität. Auch in Hants Buch geblättert, allerdings bisher nichts entdeckt, was ich nicht schon von Sebastian Haffner oder Joachim Fest wusste.

 

Interessantes Gespräch mit Daniel Kehlmann in der „Welt“, denn plötzlich wird er in diesen Corona-Zeiten der durchaus totalitären Zugriffe auf die Freiheitsrechte zum Regierungs-Skeptiker, der sich liest, als könne er zu den als „Verschwörungstheoretikern“ Verleumdeten gezählt werden. Dabei drückt er die ganz normale Angst aus darüber, dass wir auf ganz dünnem Zivilisations-Firniss laufen, der jederzeit einbrechen kann. Wenn er eine neue Welle der Denunziationen in Brandenburg beklagt, wo die Polizei derartige mittlerweile wegen Überlastung abwimmelt; wenn kleine befreundete Geschäftsinhaber in Soho, wenn Restaurantbetreiber durch den Lock Down in den Ruin getrieben werden; wenn Schauspieler in Existenznot geraten.

Das alles vor dem Hintergrund, dass die von ihm während der Flüchtlingskrise so hymnisch gefeierte Kanzlerin Merkel erneut „brachiale Maßnahmen“ ankündigte. Aber so richtig deutlich wird er dann wiederum auch nicht, er ist nun einmal höflicher Öschi.

Ich kenne Daniel seit seiner „Vermessung der Welt“.

Kurz zuvor war meine Spiegel-Titel-Geschichte über Alexander von Humboldt erschienen (in diesem Kleinladen unter https://www.matthias-matussek.de/alexander-von-humboldt/ einzuschauen), die anlässlich der Veröffentlichung des Kosmos-Prachtbandes in Enzensbergers „Anderer Bibliothek“ erschienen war, eine Geschichte, die ihm, Kehlmann, wie er mir vor einem großen Spiegel-Gespräch gestand, fast den Mut genommen hätte, ebenfalls über Humboldt zu schreiben.

Bei mir war Alexander Humboldt ein kraftstrotzender junger Abenteurer, bei ihm der gelehrte und schrullige Briefpartner von Mathematikgenie Gaus. Wie schön, dass er sich nicht beirren ließ, allerdings haben wir seit meiner Demissionierung als Kulturchef des Spiegel keinen Kontakt mehr. Und seit meiner Umetikettierung zum „Gefährlichen Bürger“ erst recht nicht, was schade ist, denn wir hatten später durchaus noch einen gemütlichen Abend mit Steaks im Münchner „Schuhmann’s“ und seinen „Tyl“ habe ich verschlungen, doch zu einem Interview war er nicht mehr bereit. Keine Zeit oder so. Ließ er durch den Verlag mitteilen.

So sind wir, wie heißt es in der Emilia Galotti, „die Kunst geht nach dem Brot“, wer nicht mehr nutzen kann, nützt nicht mehr.

Der von Daniel Kehlmann in der „Welt“ beklagte rigide Seuchenschutz indes bestimmt längst unseren zivilen Umgang, die Corona-Massnahmen sind doch lediglich die Theatralisierung der Infektionsabwehr auch im politischen Bereich – Regierungskritik wird durchaus hygienepolitisch beantwortet und unter Quarantäne und Aufsicht gestellt.

Wie deprimierend durchschaubar unsere vermessene Welt doch ist!

 

 



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