Über Prinz Harry ist im Grunde genommen schon alles von allen gesagt, nur noch nicht von mir, also: Ich habe ihn zuletzt nach einer Polo-Partie mit thailändischen Freunden gesprochen, vor über 15 Jahren, aber eigentlich war ich mehr an seinem Bruder William interessiert;

meine Frau und ich trampelten, wie es Sitte ist, in der Halbzeitpause die  aufgerissenen Rasenplacken fest,

er stand da mit rum, war nicht eingesetzt, war nur Ersatz für den Fall, dass sein Bruder, der Thronfolger, schnell eine Niere braucht, wie er es in seiner Autobiografie „Spare“ beschreibt.

Sein Team bestand aus seinem Vater und seinem Bruder, und zwei weiteren Hilfskräften.

Seitdem hatte er sich nicht mehr bei mir gemeldet und ich habe ihn aus den Augen verloren bis auf…ach ja, dieses Foto in der Sun mit seiner Hakenkreuzbinde auf einer Party, er ging beim Feiern eben immer ins Volle.

Hätte ich alles verhindern können? Hätte ich ihn seiner woken Wiedertäuferin Meghan entreißen können? Hätte ich diese weichbirnige kalifornische Melodramatikerin und B-Prominente  von ihm fernhalten können?

Ich glaube nicht, auch wenn ich gewollt hätte, denn sie ging mir schon in der ansonsten achtbaren TV-Serie „Suits“ trotz ihrer heißen Nummern auf dem Firmen-Kopierer mit dem, wie hieß er noch, egal, reichlich auf den Keks. Denn fest steht eines: Ohne dieses Serienschauspielerin, die Oprah Winfrey für die wahre königliche Hoheit hielt und jene alte Königin der Briten in ihren letzten knochenkrebskranken Tagen für eine total irgendwie unhippe Nebensache, ja ohne diese Meghan wäre er nicht in diesem Offenbarungssumpf gelandet, in dem er nun mit seinem Buch „Spare“ feststeckt.

Es gibt ja diesen wunderbaren und sicher wirklichkeitsgetreuen Bilderwitz, in dem beide einer Paartherapeutin gegenübersitzen, und die Therapeutin fragt Harry, ob er sich von Meghan dominiert fühle, worauf Meghan sagt: „Nein, tut er nicht“.

Obwohl hier eines in Betracht gezogen werden sollte: Harrrys Mutter Diana, die Königin der Herzen und der Schmerzen, Gott habe sie selig, ich hab sie damals in einem Titel-Essay für den Spiegel verewigt („Nachrede auf eine Märchenprinzessin im Zeitalter der Massenmedien“)( mit1,4 Millionen Exemplaren Rekord in der Geschichte des Blattes)

https://www.spiegel.de/politik/die-gejagte-jaegerin-a-c44c343b-0002-0001-0000-000008778979

 

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ja schon Diana, die als royale Legehenne auserwählt war, hatte schon mal ordentlich vorgelegt, als sie vor den Couch Potatos der Welt tränenreich vor den TV-Kameras aus dem Nähkästchen plauderte, Bulimie, Ehe zu dritt, Selbstmordversuche, Messer, Gehässigkeiten gegen Ehemann und Nebenbuhlerin, die Kioske mit den bunten Blättern lebten fast ausschließlich von ihr.

Er allerdings, unser Harry, schon immer eine Stimmungskanone, wurde hier in seiner Autobiografie noch zusätzlich angefeuert von seiner Ehefrau und Geschäftspartnerin, die ihm, gezüchtet im kalifornischen  Selbstentbößungstraining, die Kleenex-Schachtel zuschob und das Bandgerät einschaltete: Alles muss raus!

„Alles“ ist wörtlich zu verstehen.

Also, sein Leiden über den erfrorenen Penis, den er von einer Arktis-Expedition mitbrachte, mittlerweile aufgetaut, aber trotzdem störend während der Hochzeit seines Bruders, die Prügelei mit ihm, die Traumatisierung über sein dunkles  Zimmer im Kensington Palace und den Range Rover, den einer immer vor seinem Fenster abgestellt hatte, aber auch Heldentaten, wie er einmal ziemlich stolz aus einem 500-Millionen-Hubschrauber 25 Talibans abgeknallt hat, was ihm die muslimische Welt sicher nie vergessen wird, aber dann wieder die rassistischen Äußerungen im Buckingham Pal…ach so, nein, das hat er mittlerweile zurückgenommen, dass man dort über die Hautfarbe seiner Kinder spekuliert habe, das war lediglich von der Schweinepresse behauptet worden, denn eine ausführliche Untersuchung im Hause Windsor konnte keine Belege für die Behauptung finden.

Nicht, dass er nicht auch Verständnis zeigte für die seelischen Verwundungen anderer – so erzählt er „mit der Glaubwürdigkeit eines Piranhas“ (so die Kolumnistin Julie Burchill) wie sein Vater immer noch (kicherkicher) den Teddybären seiner Kindheit mit sich herumtrage und wie der, bei der Beerdigung seines Vaters Prinz Phillipp, gefleht hatte: „Bitte Jungs, macht mir meine letzten Jahre nicht zur Hölle“.

Harry kann darauf allerdings keine Rücksicht nehmen, denn alles muss raus, und nun wird dieser leicht entrückte, aber nichtsdestotrotz würdevolle Royal zum zweiten Mal -nach der Ära der Supernova Diana – im Soap-opera.Kosmos herumzuschwirren haben, und das dank einer skrupellosen Göre, von der Julie Burchill vermutet, dass sie ihrem Ehegespons als Gute-Nacht-Geschichte Macchiavellis „Der Fürst“ vorliest, „worin gesagt wird, dass auch unmoralische Mittel gerechtfertigt sind, um zu überleben und Ruhm zu erlangen.“

Rein geschäftlich scheint die Selbstdemontage aufzugehen – in den USA sollen mittlerweile 1,4 Millionen Exemplare abgesetzt worden sein und auch bei uns setzte sich der Prinz vor die ebenso skrupellose Heulboje Kurt Krömer,

der die Gäste seiner Talkshow schon mal als „blödes Arschloch“ begrüßt, um sie vor trampelndem Publikum der Gesinnungsmeute zum Fraß vorzuwerfen, auf Platz 1. Krömer, der Henker, hat Depressionen? Wie komisch ist das eigentlich!

Ja, die Lust an der Selbstentblößung wird von der jeweils letzten Generation nur noch von ihrer Weinerlichkeit übertroffen. Der Opfersound auch der Privilegiertesten ist die Fahrstuhlmusik der Stunde. Jeder, der sich im Scheinwerferlicht aufhält, hat heutzutage Depressionen oder einen burn out – und keilt gleichzeitig unverdrossen gegen alle, die ihm dafür ihren Tribut nicht entrichten wollen.

Insofern sind Prinz Harry und seine Meghan die Wappentiere der woken Fantasiewelt, in der eine wohlstandsverwahrloste Generation ihre Gefühle zum Maßstab für alle machen. Natürlich sind sie umweltbewusst, natürlich nähren sie sich vegan oder zumindest vegetarisch, und natürlich erlaubt ihnen ihr Gefühl, im Recht zu sein, im Prinzip  Alles, auch zum Beispiel den militanten Widerstand gegen die Ordnungskräfte in Lützerath, selbst wenn dabei eine 500-Euro-Designer-Hose draufgehen sollte wie im Fall der Millionärsgöre Luise Neubauer, die kurz darauf in einer Talkshow herumsitzt und sich als „Widerstandskämpferin“ genießen darf.

Harrys Reflexionen über sein miserables Leben im goldenen Käfig sind ein Lehrbuch für alles, was derzeit falsch läuft in der Welt: eine Welt, die aus lauter Opfergruppen besteht, welche allesamt auf Sonder- und Vorzugsbehandlungen Anspruch anmelden und nervtötende und selbstgerechte Bannerträger ihrer eigenen Tugendhaftigkeit sind.

Und das Schlimme ist, dass diese woke Schneeflöckchen-Kultur, in der ständig Schutzräume aufgesucht werden müssen, die ganze Gesellschaft und die Weltwahrnehmung korrumpiert hat.

Ja, auch die Sprache muss diesen verkappten Diktatoren dienen. Soeben ist in Stanford, immerhin auf Platz zwei der besten Universitäten international, eine Liste mit 150 Wörtern ausgegeben worden, die in Zukunft nicht mehr benutzt werden dürfen, weil sie eventuell verletzend sein könnten.

Ich kann nur sagen: Gute Nacht, Abendland!