Auch die vereinigten deutschen Schriftsteller vom PEN gedenken ihres verstorbenen Großmeisters mit einer Zeitungsanzeige. Darin wird Günter Grass wieder gewürdigt, wie er gewürdigt werden wollte.
So, da hat also das PEN-Zentrum Deutschland Günter Grass in einer Todesanzeige “als kraftvolle Stimme des Widerstandes” noch einmal, wie soll man sagen, hochleben lassen. Ausgerechnet Grass, der in den letzten Kriegstagen glühenden Glaubens an den Endsieg als Pimpf in die Waffen-SS eingetreten war und uns, in gemessenem Abstand nach der Verleihung des Nobelpreises an ihn, den Widerstandskämpfer, belehrte über antifaschistische Sitte und Anstand.
Schirrmacher und das SS-Gerücht
Da fällt mir die lustige Brummkreisel-Medienskandalgeschichte um unseren genialen Debatten-Feldherrn Frank Schirrmacher wieder ein. Wir saßen im Restaurant und aßen Schnitzel, und Grass’ “Zwiebel”-Bekenntnis lag noch Wochen entfernt, die Republik drehte sich um diese ganzen alten NSDAP-Akten (Walser, Jens etc.), und Frank sagte: “Das bleibt aber jetzt unter uns, ja? Versprochen? Der Grass war in der SS.” Und ich: “Der war doch viel zu jung.” Und er: “Hab’ ich gehört. Mit Siebzehn.” Und ich: “Wahnsinn!” Und Christian Kämmerling nickte bedächtig, seine Frau ebenfalls, aber eigentlich interessierte sich keiner für diesen alten Schrott. Da ist halt ein unsympathischer Oberlehrer noch unsympathischer geworden mit seinen dämlichen sozialdemokratischen Laubsägearbeiten und seinem knochigen Nie-wieder-Zeigefinger.
Und dann wurde gezündet, nach allen Regeln der Kampagnenkunst, mit Aufmacher und doppelseitigem Interview und Statements von Louis Begley etc. pp., derartig gekonnt, derartig überzeugt, das Ausland nahm die Geschichte sofort auf, und überall brüllten Chefredakteure ihre Feuilletonchefs zusammen. Mich erreichte Stefan Aust aus Peking auf der Hochzeitsparty von Thomas Brussig, eigentlich hätte ich nur noch Seppuku (rituellen japanischen Selbstmord) anbieten können. Dabei weiß ich positiv, das hat mir Frank erzählt, dass ich nicht der Einzige war, dem er die Geschichte im Vertrauen gesteckt hatte. Grass konnte sich auf uns verlassen. Natürlich war unsere Vernichtungswut hinterher umso größer. So ist der Betrieb.
Der antisemitische Müll der späten Jahre
Grass blieb weitgehend stumm. Erst spät brach es noch einmal aus ihm raus, dieser antisemitische Müll, als er “mit letzter Tinte” die Juden noch einmal zum Tätervolk machte und ihnen vorwarf, den Iran vernichten zu wollen, der Israel auslöschen wolle. Was sagt uns das? Dass manche Skandale nicht nur passieren, sondern dass sie inszeniert werden müssen. Und was sagt mir das? Das ich keine gute Betriebsnudel bin. Und vor allem, dass ich die antisemitische Gefahr nicht bei greisen Romanciers verorte, sondern bei hochgerüsteten Moslems, die Juden – und Christen – auslöschen wollen.
Erschienen am 18.04.15 www.welt.de
Kämpfen Sie mit!
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