Lieber Franz-Josef,

 

Du bist seit 22 Jahren stellst du den Lesern der BILD deine Post zu, mit bewundernswerter Zuverlässigkeit. Nicht immer sind die Empfänger glücklich, aber in fast jedem Brief eine Schmetterlings-Zeile, die fliegt.

Du wolltest Schriftsteller werden und bist mit 17 erst in die Schweiz, dann nach Frankreich gegangen und hast dich als Tagelöhner verdingt. Gerade habe ich noch mal deinen Krimi „Das Ding“ gelesen – was für ein Plot, was für Typen, du hättest dich mit Sicherheit als Romancier etabliert, aber dann kamen die unanständigen Angebote der lukrativen Presselandschaft.

Wir haben uns auf Anhieb gemocht, obwohl wir aus unterschiedlichen Abenteuer-Welten kamen. Als du, Porsche fahrender Reporterstar, deine Bild-Serie „Hängen sollst du unter Palmen“ über einen jungen Traveller in Malaysia schriebst, der wegen Haschischschmuggel auf seinen Tod wartete, saß ich als linker Hippie in Indien im Knast, wegen des gleichen Vergehens.

Zu deinem 70.Geburtstag vor zehn Jahren sang dir Vicky in der Paris-Bar ein Ständchen; zu meinem umstrittenen 65. schenktest du mir Boxhandschuhe.

Als Chefredakteur waren deine Wutausbrüche so legendär wie deine Schlag-Zeilen. Auch mir wurde als Kulturchef im Spiegel Cholerik nachgesagt, dabei ging es doch nur um die bessere Zeile, um die Einhaltung der deadline. Bei mir an der Wand, gerahmt, deine Super-Illu aus der Wende-Zeit: “Angeber-Wessi mit Bierflasche erschlagen. Ganz Bernau freut sich, dass er tot ist.“ Doktorarbeiten sind darüber geschrieben worden, naserümpfend. Doch die Zeile entsprach exakt der Stimmung jener Tage.

Wir sind gemeinsam sonntags zur Messe gegangen, in Rio und in Berlin, haben Tennis gespielt mit Uli Mühe, mit Hellmuh Karasek, mit General Schönbohm, wir haben uns angebrüllt über strittige Punkte, alte weiße Männer, manche sind inzwischen tot.

Lieber Franz-Josef, Du warst immer der Systemling, ich immer halb draußen. Trotzdem haben wir uns respektiert, mittlerweile selber alte weiße Männer.

Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag.

 

Dein

Matthias Matussek



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