Papst Benedikt, an dessen aufgebahrtem Leichnam Zigtausende in den vergangenen Tagen Abschied nahmen, war mein Papst. Mit dem gegenwärtigen kann ich nicht viel anfangen, der ist mir zu sehr zickzack, zu sehr auf Show aus. Ich kann ihn nicht ernst nehmen. Hinter seiner Sanftheit verbirgt sich Jähzorn und Brutalität gegenüber seinen Mitarbeitern, und mit der zur Schau getragenen Armut, dem kleinen Renault, mit dem er vor dem White House vorfuhr, mit den Sandalen, die trägt, trägt er sehr dick auf.

Er war zweimal auf dem Cover des Rolling Stone Magazins und hat mehr Follower auf Twitter als Mily Cyrus. Aber der Rolling Stone vergißt zu erwähnen, daß ein Pontifex Maximus ungefähr 1,3 Milliarden Follower hat, die man Katholiken nennt. Franziskus bemüht sich um andere Kundschaft, um die des Rolling Stone, der nicht durch seine Religiosität punktet, und die der New York Times, die ihn zum „Anti-Trump“ ausgerufen hatte. Das Wall Street Journal ernannte ihn schlicht zum „Führer der globalen Linken“.

Für die Katholiken der Welt hingegen hatte Papst Benedikt, nach den unglaublichen Geländegewinnen seines vielreisenden und charismatischen Vorgängers, des Hl Johannes Paul II., mit seinen Enzykliken und Büchern, seinen Briefen und dem Motu proprio zur Freigabe des vorkonziliaren alten Mess-Ritus, die überwucherten Wege des Glaubens begradigt und korrigiert, während sein Nachfolger gerne wuchern läßt unter dem laxen Motto: „Wir sind doch alle Kinder Gottes.“

Ich war Korrespondent in London als Papst Benedikt 2005 in mein Leben trat.

Die englischen Boulvardblätter bellten nach seiner Wahl – es war das kürzeste Konklave der Neuzeit, die Kardinäle waren sich schnell einig – sie bellten in Schlagzeilen vom „Panzer-Kardinal“ und „Gottes Rottweiler“ und thematisierten seine (Zwangs) Mitgliedschaft in der Hitlerjugend.

Das britische Gegröle wurde in Deutschland mit dem vulgären Schlachtengesang “Wir sind Papst” beantwortet. Oder waren wir mal wieder diejenigen, die angefangen haben?

Auf jeden Fall war natürlich nichts falscher, als dass wir Papst seien. Wir Deutschen waren ganz ausgesprochen NICHT Papst. Weder das Land noch seine Katholiken. Ja, wir legen mittlerweile außerordentlichen Wert darauf, NICHT Papst zu sein. Eigentlich wollen wir vom christlichen Glauben nichts mehr wissen, und wissen folglich auch nichts mehr.

Denn bei uns glaubt man, das ergeben Straßenumfragen immer wieder, dass Golgotha eine Zahnpasta ist, und dass wir zu Ostern den Osterhasen feiern. Wir sind aber – besonders diejenigen unter uns, die nicht mehr in die Kirche gehen – fest der Meinung, dass sie nur überlebt, die Kirche, wenn sie ihre “Sexualmoral” korrigiert und der Zölibat abgeschafft wird.

Zumindest behaupteten das die diversen deutschen Gegenpäpste, allen voran Uta Ranke-Heinemann und Heiner Geißler, der erstens überraschender Weise ohne Sünde war, wie er mir und dem Publikum in einer Talkshow anvertraute, da die Sündenlehre nur ein Machtinstrument der spätantiken Kirche gewesen sei, und der zweitens die Sexualmoral korrigiert haben wollte, als sei immer noch 1968 und das freie Rammeln ein revolutionäres Programm, und als gäbe es jenseits seiner damals 80 Jahre nicht doch heilsnähere Fragen, mit denen man sich im Alter beschäftigen könnte.

Ich hatte den frisch gewählten Papst Benedikt XVI. dann bei einem Gottesdienst im Wallfahrtsort Altötting erlebt, nicht weit von seinem Geburtshaus in Marktl am Inn. Dort fiel mir die einzigartige Tonlage seines Pontifikats auf, nämlich die Mischung aus einfacher Volksfrömmigkeit, wie sie sich auf den dortigen Votivtafeln abbildete, und höchster theologischer und intellektueller Brillanz.

Er zelebrierte dort einen Freiluftgottesdienst, und er trug die Monstranz hoch über seinem Kopf, er trippelte vorsichtig, die Augen wanderten flink nach links und rechts, als sei er darauf vorbereitet, das Allerheiligste zu verteidigen, es könnte ja ein Hans Küng, sein schärfster und hochmütigster Kritiker, mit einem Messer im Munde die Absperrung durchbrechen.

Küng, seine Theologie-Professoren-Rivale aus alten Tagen in Tübingen, Küng, der selbstüberzeugte eitle Schweizer, der sich über den kleinbürgerlichen Joseph Ratzinger lustig machte und das Unfehlbarkeitsdogma des Papstes (das lediglich in der Frage der „leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel” zur Anwendung kam) kritisierte – es gibt ja diesen Witz, dass Küng die Papstwürde einst ausgeschlagen habe, weil er dann nicht mehr unfehlbar sei.

Der Gendarmensohn Joseph Ratzinger wuchs tatsächlich in ärmlichen Verhältnissen auf. Er kam am Karsamstag 1927 zur Welt, an diesem merkwürdigen Zwischentag, Gott ist tot, aber über diesen Stunden liegt der Vorglanz seiner Auferstehung.

Der Kleine ist hübsch und schüchtern und absolut unsportlich, aber wenn er in der Schule den Mund aufmacht, erstaunt er Lehrer und Mitschüler mit seiner leisen Intelligenz und seiner Gewissenhaftigkeit. Auch mit trockenem Humor, und durchaus Widersetzlichkeit.

Im Haus wird Rosenkranz gebetet und Messe gespielt, der Obersalzberg, das Epizentrum des Bösen, lag gerade 40 km Luftlinie entfernt. Josef und sein älterer Bruder Georg besuchen das erzbischöfliche Gymnasium und sind schon bald entschlossen, Priester zu werden. Priester waren Helden für sie, rund tausend von ihnen wurden in Buchenwald umgebracht.

Josef studiert Fundamentaltheologie und Dogmatik. Und Josef lernt Augustinus kennen, die „Confessiones“, die aus der tiefsten Tiefe des Glaubens emporsteigen “Du hast uns zu dir hin geschaffen; unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir…”. In dieser persönlichen, intimen Gottesschau fühlt sich Joseph Ratzinger aufgehoben und geborgen; hinzu kommt selbstverständlich die Vernunftlehre der griechischen Philosophie, doch auch Zeitgenossen wie Josef Pieper, Henri de Lubac und sein “Catholicisme”, sowie Hans Urs von Balthasar und andere.

Die fünfziger Jahre sind das katholische Jahrzehnt. Mit unglaublicher Auffassungsgabe saugt Ratzinger in sich auf. Und er geht an die Quellen, er liest die Kirchenväter im Original. Daneben die eigene priesterliche Welt. 1951 die Primiz. Sein Biograf Seewald schildert diesen Sonnentag und weitere voller Gebete und familiärer Innigkeit und Blumengirlanden wie große Feste. In Rekordzeit legt Ratzinger seine Dissertation vor und macht seinen Doktor beim Rheinländer Söhngen mit summa cum laude über das Volk und Haus Gottes bei Augustinus.

Wo immer er in der Folge dozierte, ob in Münster, in Bonn, in München, stets waren die Hörsäle überfüllt, so dass nach außen übertragen werden musste. Ratzinger war ein Ereignis. Er sprach druckreif. Er war der Star der Stunde. Er, der gerne musizierte mit seinem Bruder und Klavier spielte, galt als „Mozart der Theologie“.

Ende der 50er änderte sich in der Kirche die Temperatur. Ihre Verkündigung, das spüren nicht nur junge Theologen, sondern auch der alte Giovanni Roncalli, Papst Johannes XXIII., sie blieb stecken in ihren Routinen, sie drang nicht mehr durch. Und so berief er ein zweites vatikanisches Konzil ein. Benedikt XVI. erinnerte sich “an den großen Aufbruch”, der ihn elektrisiert. Er sagte “man hatte das Gefühl, man könne das Christentum ganz neu leben.”

Diesem konziliaren Impuls, dem es um die Gottesbegegnung geht, um Jesus Christus als direkt erfahrener Glaubensoffenbarung, einem im besten Sinne protestantischen (heute würde man sagen: evangelikalen) Impuls ist er bis an sein Ende treu geblieben – seine Jesustrilogie, die er als Papst verfasste und die durchaus als Vermächtnis gelten kann, legt davon Zeugnis ab.

Ausgerechnet im Jahr der Tumulte 1968 erschien sein grundlegendes Werk „Einführung in das Christentum“, das sich auch heute, gerade heute in Tagen der Auflösung, mit Gewinn lesen lässt, weil es die zentralen Fragen zur Offenbarung, zu Tod und Auferstehung und zur Lehre der Kirche in stilistisch glänzender Weise vor Augen führt.

Zunächst hatte er sich gesträubt, dem Ruf des polnischen Papstes nach Rom Folge zu leisten, er wollte schreiben und publizieren.  Er hat sich gerade nicht, wie ihm seine Widersacher immer wieder vorwarfen, nach Amt und Würden gedrängt. Schließlich folgt er dem Ruf, er zeigte Gehorsam seinem Papst gegenüber, der ihn auf dem Posten des Chefs der Glaubenskongregation – der einstigen „Inquisition“ – für unverzichtbar hält.

Ich hatte öfter Gelegenheit, dieses wunderbare Gebäude mit dem Springbrunnen im Hof und der Dachterasse mit Blick auf die Kuppel, in dem einst Galileo Galilei seinen Arrest absaß, zu betreten, um einen befreundeten Kardinal zu besuchen. Über zwanzig Jahre lang ging der Nachbar, Kardinal Ratzinger, mit seiner abgewetzten Aktentasche zum Dienst in sein Büro, ein Arbeiter im Weinberg des Herren, bescheiden und freundlich zu allen.

Seine Papstwahl hat er erlebt „wie ein niedersausendes Fallbeil“. Sein Pontifikat begann im Hosianna-Jubel auf den Rheinauen bei seinem ersten Deutschland-Besuch. Kurz darauf entschloss sich die Presse zu einem „Kreuziget ihn“, weil er in einem akademischen Vortrag, den er in Regensburg hielt, über ein Zitat des byzantinischen Kaisers dem Islam Intoleranz vorwarf – worauf der intolerante Islam mit Bränden und Morden im Westjordanland antwortete.

Er hatte im gleichen Vortrag jedoch auch den Westen ermahnt: „In der westlichen Welt herrscht weithin die Meinung, allein die positivistische Vernunft und die ihr zugehörigen Formen der Philosophie seien universal“. Und er fuhr fort: „In anderen Kulturen wird gerade dieser Ausschluss des Göttlichen aus der Universalität der Vernunft als Verstoß gegen ihre innersten Überzeugungen angesehen.“ Dafür dankten ihm prompt in einem Brief 143 islamischen Schriftgelehrte.

Immer wieder erhob er mahnend seine Stimme gegen den moralischen Relativismus der Zeit. Gegen den Verrat an Tradition und am christlichen Menschenbild. Gegen den Tinneff modischer Heilslehren wie die transhumanistischen Selbstvergottungen. Für viele Beobachter erstaunlich sprach er damit besonders die Jugend an. Eine „Generation Benedikt“ gründete sich. Seine Weltjugendtage waren regelrechte Erweckungsveranstaltungen. Ja, er hatte Charisma.

Immer wieder betonte er eine zentrale Botschaft: Glaube und Vernunft sind kein Widerspruch. Sie bedingen einander. Altöttiing und das Professorenkatheder, das geht zusammen. Er sagte: Ein Glaube ohne Vernunft führt zu religiösem Fanatismus. Eine Vernunft ohne Grundierung durch den Glauben dagegen führt in den menschenvernichtenden Terror, wie es die französische Revolution vorgemacht hatte mit ihrem Vernunftkult, führt zu Masterplänen und Massenmorden wie im Stalinismus und Nationalsozialismus.

In seinen acht Amtsjahren absolvierte Papst Benedikt 24 apostolische Auslandsreisen. In seiner letzten schaffte er es sogar, auf der britischen Insel umjubelt zu werden, nachdem er, sehr undeutsch und unpäpstlich, mit Queen Elizabeth über Autos gefrozzelt und später die Seligsprechung des großen Konvertiten Kardinal Newman verkündet hatte. Seine abschließende Fahrt durch den Hyde-Park in London glich einem Triumphzug, er hatte die Engländer, ja auch die Presseflegel der Fleet Street für sich gewonnen.

Sein Pontifikat ist durch alle Höhen und Tiefen gegangen. Natürlich gab es Pannen. Daß ihn keiner über die wirren Vorstellungen des Holocaust-Leugners Richard Williamson informiert hatte, war so eine. Den Piusbrüdern wollte der Versöhnerpapst die Chance zur Rückkehr in die Kirche geben.

Im Mißbrauchsskandal griff er härter durch als sein Nachfolger, ja sogar sein Vorgänger: Er suspendierte über 800 Priester und entschuldigte sich für die Kirche und verfügte hohe Schadenersatzzahlungen.

Ich habe ihn auf einer seiner letzten großen Reisen zum Weltjugendtag im August 2011 in Madrid kennenlernen dürfen, ich durfte mich kurz neben ihn setzen. Er fragte: „Na, Herr Matussek, wie geht es Ihnen denn beim Spiegel?“ und lächelte. Um nicht zu sagen: grinste. „Mal so, mal so, Heiliger Vater“, sagte ich, perplex darüber, wie gut er im Bilde war und lachte zurück, „im Moment eher so.“ Ich hatte erlebt, wie er vor mir mit anderen gesprochen hat, lächelnd, tröstend, wie er im Zwiegespräch diese Frau aufgerichtet hat, die auf tragische Weise Familienmitglieder verloren hatte.

Wir übersetzten dann gemeinsam das Augustinus-Wort, das ich ihm als Widmung in mein Buch „Katholisches Abenteuer“ geschrieben hatte: „Qui incipit exire, qui incipit amare“ – Wer beginnt loszulassen, beginnt zu lieben? Loslassen, oder doch vielleicht wörtlich: hinausgehen? Hat ich da vielleicht unbewusst bereits an seinen Ausgang, seinen Weggang gedacht, an eine Zeit, in der er sich ganz seiner Liebe zu Gott und seinen Studien widmen konnte? Etwa zur gleichen Zeit war meine Novelle “Die Apokalypse nach Richard” erschienen, in der ich seinen Rücktritt tatsächlich voraussah.

Mit dem Spiegel war es so. Ich wollte sein Gesprächsbuch mit Peter Seewald, seinem Biografen, besprechen und hatte es gut besprochen, aber die Chefredaktion wollte es nicht drucken mit dem Hinweis: „Wir haben zehn Leute im Feld, die versuchen, ihm Missbrauch nachzuweisen, da kann ist du ihn doch nicht reinwaschen.“ Meine Rezension drehte sich ausschließlich um Glaubensfragen.

Ich machte die Sache öffentlich und sagte: „Ich verstehe meinen Job hier nicht als Teil einer Jagdgemeinschaft“. Klar gab das Ärger.

Aber zurück zum Weltjugendtag. Auf dem großen Flugfeld der “Vier Winde“ zelebrierte er die Abschluss-Messe vor anderthalb Millionen Jugendlichen. Ein fürchterlicher Sturm zog auf. Die purpurnen Würdenträger spannten vergeblich ihre Schirme auf, um ihn vor dem nun fast waagerecht peitschenden Regensturm zu beschützen. Eine Kamera brachte ihn ins Bild. Er saß da – und lächelte, als wolle er sagen: Wenn ihr nass werdet, werde ich es eben auch.

  

Er war der wahrscheinlich größte Glaubenslehrer der Neuzeit. Er legte Wert auf Traditionen und Riten, denn diese sind Behälter und Stützen des Glaubens.

Papst Franziskus dagegen hält nicht viel von Traditionen. Nur so lässt sich erklären, dass er in den vatikanischen Gärten Amazonasindianer mit ihren Schamanen einlud, Pachamama zu feiern, was für ein Gaudi im Sinne der sehr angesagten postkolonialen Geschichtsschreibung. “Wenn es wenigstens authentisch heidnisch gewesen wäre”, sagte mir Martin Mosebach in einem Interview, “hätte das Ganze noch eine gewisse Würde besessen”. Es war aber eine erfundene Angelegenheit mit einem Kitsch-Gegenstand, der aus einem Touristenladen stammte. Und Pachamama wird nicht im Amazonas sondern in den Anden gefeiert. An der Amazonas-Mündung in Belem, und auch in Manaus, und da kenne ich mich aus, wird dem Velho Preto geopfert, einem mächtigen Geistwesen aus der Umbanda-Religion. Man legt ihm, dem Schwarzen im Weißen Anzug, eine brennende Zigarre zu Füßen. Und einen Brandy. Dann gibt es noch die ‘bewußtseinserweiternde’ Santo Daime Religion, in deren Zeremonie ein halluzinogen wirkender Trank aus der Ahuasca-Wurzel gereicht wird. Wirkt wie ein sehr angenehmer LSD-Trip, zu sehr schönen Gesängen.

Nein, dieser Papst, da hat Martin Mosebach recht, ist unberechenbar. Und er sorgt vor für seine Nachfolge, indem er lauter progressive Kardinäle ernennt, die im Konklave für einen progressiven Nachfolger sorgen werden. Das Motu proprio, mit dem Benedikt den Alten Ritus wieder freigegeben hatte, der im Reformeifer des Zweiten Vatikanums abgeschafft wurde – also eine gemeinsame Zelebrationsrichtung von Priester und Gemeinde, und nicht diese Volksaltäre, wo der Priester der Gemeinde bei der heiligen Wandlung wie ein Varieté-Künstler gegenüber steht, hat Franziskus wieder einkassiert. Benedikt litt still. Die FAZ jedoch gratulierte Franzikus dazu. Sie schrieb tatsächlich nach Benedikts Beerdigung, dass sich „Trumpisten“ in die Kirche eingeschlichen hätten. Auch in dieser Stunde also galt ihr also der “Kampf gegen rechts”.

Dabei hatte die Freigabe des 1500-Jahre-alten Ritus zum Ergebnis, dass eine neue Generation von Katholiken in jene ehrwürdigen und ehrfürchtigen Messen strömen.

Martin Mosebach schrieb in seinem Nachruf:

„Dieser Eingriff in die Liturgie, einzigartig in der ganzen Kirchengeschichte und durch das Zweite Vatikanum nicht gedeckt, hatte eine verheerende Wirkung entfaltet. Die Messe, das wichtigste Element der sichtbaren Kirche, hatte die Sakralität des Opfermysteriums verloren und war der Nüchternheit einer protestantischen Mahlfeier angeglichen worden.

Ohne dass das kirchliche Lehramt die Messtheologie verändert hätte, war einem großen Teil der Gläubigen die Überzeugung von der physischen Gegenwart Jesu in den gewandelten Opfergaben von Brot und Wein abhandengekommen. In der Religion sind Formen wichtiger als Lehrsätze, aber diese anthropologische Einsicht war der Mehrheit der Bischöfe verschlossen.

Papst Benedikt fand es unerträglich, dass ein Ritus, der die ganze Kirchengeschichte hindurch die Identität der Kirche ausgemacht und in der weltweiten Mission seine apostolische Kraft bewiesen hatte, nun verdächtigt werden sollte.“

Daher sein Motu proprio. Um so schändlicher, dass dieses durch seinen Nachfolger wiederrufen wurde.

Aber zurück:

Eine Szene des verstorbenen deutschen Papstes ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben, weil sie, von heute erinnert, so symbolkräftig war. Nachdem er dem Konsistorium seinen Rücktritt mitgeteilt hatte, erschien er noch einmal zum Angelus-Segen im Fenster der päpstlichen Wohnung. Er hatte eine Schülerin neben sich, dort oben rechts, im zweiten Stock, die ihm Grüße zum Jahr des Glaubens überbrachte.

Danach übergab ihm das Mädchen eine Taube, die er fliegen lassen sollte. Papst Benedikt gab den Vogel frei. Die Taube flatterte hinaus. Da schossen zwei mörderische Möwen auf sie zu, um sie zu zerhacken. Verängstigt flatterte sie wieder zurück und suchte Schutz beim scheidenden Pontifex, diesem nicht minder verletzlich wirkenden alten Mann.

„Sie will wieder zurück“, rief einer.

Die Taube, scheint mir, verkörperte ihn selber.

Ihn, der nun aus den Feindseligkeiten dieser Welt heimgekehrt ist und den letzten Schutz und Frieden gefunden hat.

Lieber Papst Benedikt, Sie haben mich in meinem Innersten in meinem Glauben berührt. Sie sind in meinen Gebeten, möge der Herr Sie zu sich nehmen, mögen Sie im Licht der göttlichen Liebe ruhen in Frieden.

 



Kämpfen Sie mit!

Wie Sie sicher gesehen haben, kommen meine Beiträge ohne Werbung aus. Daher: wer mich in meinem Kampf gegen eine dumpfe Linke, die auf Binnen-Is und Gendersternchen besteht, aber Morddrohungen nicht scheut, unterstützen möchte, besonders für allfällige gerichtliche Auseinandersetzungen, kann es hier tun.

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