Ich bin wütend und verstört, Freunde, weil der Buchladen meiner Verlegerin und Freundin Susanne Dagen überfallen und zerstört wurde. Rund 80 Prozent des Ladenbestands von 8000 Büchern sind Sondermüll, sagte sie mir am Telefon.

Seit sie mit ihrer Charta 2017 gegen die Schikanen der Buchmesse gegen sogenannte Rechtsverlage protestiert hatte, gilt der Freigeist Susanne, eine vor Energie und Witz sprühende Blondine, als „umstritten“, als “neurechts“, als legitime Zielscheibe der Antifa.

In den Jahren 2015 und 2016 übrigens wurde ihr verwunschenes Weinlaub-umranktes Literaturknusperhäuschen in Dresden am Hang, mit dem angegliedertem Saal für Lesungen, zur Buchhandlung des Jahres gewählt – ich hatte dort auch schon gelesen, es gibt keinen schöneren Ort.

Ich habe dort vor ausverkauftem Haus aus meinem „White Rabbit“ gelesen, und zum 30.Jahrestags des Mauerfalls am 9.November 2019 aus meinem „Palasthotel“ mit den Reportagen aus dem Jahr der Wende. Und es gab sogar Leser, die sich meine „Vaterlose Gesellschaft“ von 1997 signieren ließen, Fachpublikum also.

Und plötzlich ist Susannes Laden tabu. Sie hat einen ganzen Ordner angelegt von Drohungen, gegen sich und ihren Mann Michael, gegen die Familie mit den Töchtern, gegen den Laden.

Das alles regt mich auf, weil es unserem Land mittlerweile zur Routine gehört, abweichende Meinungen niederzuknüppeln, niederzubrennen. Außenseiter leben gefährlich.

Als Markus Söder jüngst versuchte, die Kanzlerkandidatur an sich zu reißen, verband er das mit einer in diesem Land schon routinierten Beschimpfung der AfD, also der einzigen Oppositionspartei. Dieser sogenannte „Kampf gegen rechts“ scheint jede Sauerei zu entschuldigen, auch und besonders kriminelle linksradikale Attacken zu salvieren.  Wie die gegen Susannes Laden.

Aprospos: „Außenseiter“ heißt ein Buch, das ich gerade für sie, für ihr Reihe EXIL der Edition Buchhaus Loschwitz zuammengestellt habe. Könnte nicht besser in die Zeit passen, denn in Wellen scheinen die Deutschen sich ihrer Quertreiber und Außenseiter entledigen zu wollen, das ist eine fröhliche Jagdgesellschaft, zu der alle eingeladen werden.

Susanne, die mittlerweile für die Freien Wähler im Stadtrat sitzt, hat ein Teil der mit Buttersäure versetzten Ladendeko mit in die Sitzung am nächsten Tag gebracht, CDU und FDP haben eine scharfe Erklärung verfasst, die SPD wollte nichts „hochspielen“ und die Linke hat lautstark geschwiegen.

Gabor Steingart, einer der prominenten Medienmacher des Landes, meine einstiger Kollege und sogar Freund, hat heute gesagt, dass in diesem Land seit 16 Jahren rein garnichts geschehenen sei. Es wurde verwahrlost du runtergewohnt wie die Bude einer Messi mit abgekauten Fingernägeln. Seit sechzehn jahrehn, und nicht erst seit dem Impfdebakel vor einem Jahr!

Liebe Freunde, dass dieses Land wirtschaftlich runtergeranzt wurde in den letzten 16 Jahren ist bedauerlich. Entsetzlich aber ist der moralische und demokratische Verfall unter Beihilfe der Medien, dieses merkwürdig schwabbeligen Berufsstandes der Journalisten. Daß drei Viertel der Bevölkerung Angst davor haben, ihre Meinung zu sagen, verrät einen staatsbürgerlichen Knochenmarkschwund, der alarmierend ist. Unfassbar auch die Lethargie, mit der der gegenwärtig geplante Ausnahmezustand unter dem Vorwand der Pandemiebekämpfung hingenommen wird – kann sich denn keiner mehr an die Proteste der sechziger jahre gegen die Notstandsgesetze erinnern?

Ach so, damals protestierten die Linken (gegen die SPD!), die heute an der Macht sind.

Aber zurück zu Susanne und ihrer Buchreihe. Dort hat Uwe Tellkamp seine magische Novelle „Das Atelier“ veröffentlicht, auch Monika Maron hat ein e Sammlung ihrer Essays dort herausgebracht, Jochen Bernig seine Balkan-Reisebilder.

Und nun ich mit einer Art „Best of“, einer Serie von 12 Porträts über „Heilige, Rebellen und Künstler auf der Klippe“, wie es im Untertitel heißt.

Mit Heine, Büchner, mit Hölderlin, aber auch mit dem Hollywood-Außenenseiter Clint Eastwood im politisch korrekten Hollywood, den ich in seinem Städtchen Carmel aufgestöbert habe und tatsächlich ein Interview abringen konnte.

Die großartige Vera Lengsfeld hat mein Buch auf ihrem Blog gelobt, der Tichy Kollege Mathias Nikolaides hat Flammen aus den Seiten lodern sehen, auch Thorsten Thaler, der vor 30 Jahren fast von der Antifa in Berlin erstochen worden wäre, hat es in der Jungen Freiheit gerühmt – wir sind ein kleiner feiner Club von Außenseitern, die unsere Gesellschaft, das schreibe ich in meinem Vorwort, einen Satz von Botho DStrauß zitierend, eigentlich nicht mehr dulden will.

Geduldet werden eher oppositionelle Poseure wie der Focus-Kolumnist Jan Fleischhauer, ein früherer Freund, auch ein buddy von Gabor, irgendwie sind wir alle kreuz und quer verbunden, der sich von mir distanzierte, weil ich gegen Merkel protestierte. Er schrieb auf spiegel-online noch im März 2019 folgende Zeilen:

“Ich kenne Matussek seit 30 Jahren. Wir haben fast zeitgleich beim SPIEGEL angefangen. Unsere Söhne sind gleich alt, ein paar Mal waren wir mit den Familien gemeinsam im Urlaub…Es gibt einen Punkt, an dem man nicht mehr mit jemandem befreundet sein will. Auch langjährige Freundschaften haben eine Bruchstelle. Manchmal entwickeln sich Menschen, die man lange kennt, in eine Richtung, die sie einem für immer entfremdet. Ich halte Matussek für einen Wirrkopf. Ich habe ihn politisch nie ernst genommen. Wer in nüchternem Zustand in der Hamburger Innenstadt auf Bierkisten steigt, um die Zuhörer zum Aufstand aufzurufen, ist bestenfalls ein Bajazzo, im schlimmsten Fall ist er reif für die Klapsmühle.”

Noch wenige Tage zuvor hatte er, als mein Geburtstagsgast, eine Lobrede auf mich gehalten.

Vielleicht sind die meisten in unserer Opportunisten-Branche des Journalismus verrückt gewordene Trüffelschweine mit der Witterung für nichts als den eigene Vorteil, ein Verein für Gesinnungslumperei und Charakterlosigkeit, die für das normale Publikum kaum durchschaubar ist – und das schon, seit es das Gewerbe gibt, wenn man sich Balzacs Roman „Verlorene Illusionen“ vornimmt oder die unfassbaren, durchaus auch antisemitischen Gehassigkeiten vergegenwärtigt, die Ludwig Börne und Heinrich Heine – beides Juden – ausgetauscht haben…

Er ist intelligent, dieser Jan Fleischhauer, oft stimmten wir politisch überein, haben uns sogar gegenseitig zitiert. Aber Außenseiter ist er nicht. Ich ein Fall für die Klapsmühle? Möglich. Vielleicht sind in irren Zeiten ja die Verrückten die Profis. In seiner jüngsten Novelle ruft Peter Handle aus: „Wie das? Wir endgültig Durchgedrehten von öffentlichem Interesse?“ Aber ja. Sie dienen den anderen als Spiegel. Das ist die Aufgabe der Dichter. „Spiegel des eigenen gefährdeten Inneren.“

Heinrich von Kleist zum Beispiel, der seine rasende Penethesila dem verstörten Goethe „auf den Knien seines Herzens“ übergab, oder auch Georg Büchner, diese geniale Stichflamme der deutschen Literatur, mit 24 gestorben, der dem wahnsinnigen Lenz durchs Hochgebirge nachstieg und über ihn schrieb „Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehen konnte.“

Oder Hölderlin, der mich an Syd Barrett erinnerte, den Gründer von Pink Floyd, jung, schön, bewundert, geliebt von Mädchen und Jungen, der an einer Überdosis LSD durchdrehte, und Pink Floyd sangen ihm nach: You reached fort he secret to soon, you cried fort he mood, shine on you crazy diamond….und  Hölderlin, ebenfalls jung, schön, bewundert, geliebt von Mädchen und Jungen, der Gottsucher und Odendichter, der plötzlich umnachtete wie Syd Barret, der zur Gallionsfigur im deutschen Herbst für die Linke wurde, nachdem ihn vorher  die Rechte angebetet hat. Solche Künstler auf der Klippe, die interessieren mich.

Ein Fleischhauer, würde Heine dichten, wird nie verderben, Dagens Verlag jedoch kann sterben.

Fleischhauer bringt seine „mutigen“ kolumnen in einem großen Publikumsverlag unters Volk, in großen Buchhandlungen, die wohl nie ins Kreuzfeuer linker Krimineller geraten. Susanne Dagen jedoch könnte wirtschaftlich in die Knie gehen unter Angriffen wie denen der Intoleranten Gangster, die unter der Patronage der Grünen im Kampf gegen „rechte Hassrede“ oder wie die Orwellschaschen Floskeln auch heißen werden in Zukunft, wen sie demnächst das Land übernehmen werden….

Liebe Freunde, kauft die Bücher der Sonderedition Buchhaus Loschwitz, die reihe EXIL, kauft die fantastische Novelle von Tellkamp „Das Atelier“, kauft Monika Marons Essays, kauft meinetwegen auf meine „Außenseiter“ – ich selber verdiene daran keinen Cent, mir ist es eine pure Ehre, im Susanne Dagens Verlag zu erscheinen

Ich werde in einem Folgelbog das Vorwort zu meinem Buch ins Netz stellen, um klar zu machen, dass und wie wichtig Außenseiter für eine gleichgeschaltete Gesellschaft sind.