Soeben ein sehr lebendiges Gespräch mit Peter Weber von der website „Hallo Meinung“. Diese, so erfahre ich im Netz, ist umstritten und hat ihren einstigen Status als steuerbegünstigtes „gemeinnütziges Unternehmen“ verloren. Und das auf Initiative eines „Nürnberger Bündnis Nazistopp“. Webers Vergehen: Er veröffentlichte Videos, in denen er die Regierung kritisierte. „Zudem“, habe er gesagt, „würde in Deutschland eine “Meinungsdiktatur” herrschen”. Das liest man auf der empörten homepage der selbsterklärten Nazijäger, nach dem Motto: Wo kommen wir hin, wenn man das ungestraft sagen dürfte.

Also bitteschön, bayrische Staatsregierung, weg mit dieser albernen „Gemeinnützigkeit“.

Dass sich in diesen mal widersprüchlichen, mal tautologischen Verschlingungen die eigene Urteilskraft aufhebt, merken die tumben Deppen dieser Nürnberger Antifa-Würstchen wahrscheinlich gar nicht. Oder eben doch und es ist ihnen wurscht oder würschtl, weil es, wie es schon bei „Alice in Wonderland“ heißt, nicht um Worte geht, sondern um die Macht. Nachzulesen in meinem  Buch über den “Verlust des gesunden Menschenverstandes” und die Verluderung des Journalismus, in “White Rabbit”

Das ist wohl das Verblüffendste an unserer Diskussionskultur heute: die Ungeniertheit, mit denen die Gesetze der Logik und der Vernunft außer Kraft gesetzt werden von denjenigen, die die Macht haben.

 

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Aus der NZZ erfahre ich von einer Reportage auf ProSieben mit dem Titel „Rechts. Deutsch. Radikal“, einer 2-stündigen Erforschung in die Szene am rechten Rand.

 

Darunter ein heimlich abgehörtes Gespräch in der Berliner „Newton-Bar“, die mit ihren Big Nudes an den Wänden einer dieser typisch-halbseidenen 90er-Jahre-Wendezeit-Tränken für Kleinbetrüger darstellt. Dort hat sich ein (mittlerweile geschasster) AfD-Mitarbeiter und früherer FDP-Windbeutel, der später als Christian Lüth identifiziert wird, mit einer sich Lisa Licentia nennenden schönen Youtuberin verabredet und bespricht das gerade frische Hamburger Wahlergebnis im Frühjahr.

Licentia operiert als Lockvogel für den Reporter, wie es jene weißrussische angebliche Milliardärs-Nichte in Straches Ibiza-Video war.

Da das Kameramikrophon zu schwach ist, wird Lüths Gesprächsteil aus Zeugenaussagen der Dame und anderen rekonstruiert und nachgesprochen.

Die in diesem aufwendigen Verfahren angeblich ergatterten Sätze verschlagen einem die Sprache. Da ist davon die Rede, dass die Republik durch weitere massenhafte Aufnahme von Flüchtlingen oder Immigranten destabilisiert werden soll…die könne man ja „hinterher erschießen oder vergasen“.

Die Geschichte ist von Alexander Kissler in der größtmöglichen Ausgewogenheit und Vorsicht n der NZZ niedergeschrieben worden, doch sie kommt nicht umhin, ein vernichtendes Fazit über die Gesamtpartei zu ziehen: „Solange die AfD ein Sammelbecken bleibt für halbseidene, radikale, extreme und revanchistische Köpfe, fällt sie als bürgerliche Opposition aus. “

Dabei müssen die inkriminierten Sätze nicht ja unbedingt von einem ideologisch fanatischen Nazi stammen (was wäre das heutzutage?), sondern sie könnten durchaus auch einem angetrunkenen angeberhaften Borderliner aus der schiefen Fresse purzeln, einem, dem in der nachträglichen Rekonstruktion solche wahrhaft bilderbuchmäßigen Aussagen in den Mund formuliert werden.

 

Interessant sind die Forumsbeiträge unter dem Artikel. Sie sind weniger apodiktisch, weniger eifrig um Seuchenkontrolle und Brandschutz, ja journalistischer Selbstdistanzierung bemüht.

Tatsächlich wünscht man sich einmal ein einziges Reporterteam, das mit gleichem Aufwand, gleichem Eifer die linksradikale Szene infiltriert und ihre Verbindungen bis hinauf in die sozialdemokratische Regierungspartei, in die Linke oder die grüne Jugend dokumentiert, die sich anschicken, womöglich die nächste Regierung zu bilden.

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Die Wartezeit zum Beginn des TV-Duells mit Scott Fitzgeralds short stories verbringen. Wahrscheinlich ist er doch ein Spur besser und zwei Spuren konventioneller als Hemingway, etwa in “Die letzte Schöne des Südens” ein Abendspaziergang und der Satz: “Wir trafen uns vor dem Hotel und liefen durch das blumige, heiße Zwielicht ein Stück aus der Stadt hinaus.”

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Wer hätte gedacht, das die TV-Debatte zwischen Trump und Biden  die deutschen Wähler derart spalten würde?

Moment, die deutschen Wähler?

Tatsächlich kämpfen hier zwei Weltanschauungen miteinander, die auch uns Deutsche derzeit in zwei Lager spaltet, wobei die Medienöffentlichkeit eindeutig im demokratischen Lager angesiedelt ist, beziehungsweise und genauer: im Lage der US-Demokraten, das nicht unbedingt demokratischer Natur ist, wenn man sich die Plündereien und Gewaltausbrüche anschaut, die derzeit die ‘demokratisch’ verwalteten amerikanischen Großstädte wie Washington, New York, Los Angeles oder Portland verwüsten und die unter dem Etikett „Black Lives Matter“ aktiv von Demokraten unterstützt werden.

Wenn der Spiegel eins ums andere Mal Titelblätter produziert, auf denen Trump als eine die Erde vernichtende Supernova oder terroristischer Kopfabschneider oder als Brandstifter diffamiert wird, liegt soviel Leidenschaft dahinter, als ginge es tatsächlich um die deutsche Zukunft. An Joe Biden dagegen interessiert nur, ob und wie er eventuell über Trump siegen könnte. Denn ein Sieg würde auch als Selbstbestätigung der deutschen Linken gelesen werden.

In der FAZ, der SZ, der Zeit, besonders aber in den öffentlich-rechtlichen Medien sieht die Sympathieverteilung nicht anders aus. Als hinge von dieser Wahl auch das Schicksal in unserem Lande ab.

Das Ergebnis dieser Gehirnwäsche auf breiter Front schlägt sich in einem tatsächlich verblüffenden Umfrage-Ergebnis nieder: rund 41 % der Deutschen halten Trump für eine größere Gefahr für den Weltfrieden als den doch aggressiv-expansionistisch auftrumpfenden Chef der chinesischen KP Xi Jinping.

Das ist umso rätselhafter, als Trump im Gegensatz zu seinem demokratischen Vorgänger Barack Obama keinen einzigen Krieg vom Zaun gebrochen, statt dessen aber einige beendet hat.

Aber dass die USA, die den Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg die mit dem Blut ihrer Soldaten erkämpften Segnungen der Demokratie gebracht haben (Neben Kaugummi, Rock n Roll und Hollywoodfilmen) bei uns weniger Wertschätzung genießen als die stramm geführten und kontrollierten Massenorganisationen mit ihrem totalitären Führer an der Spitze, das ist eine deutsche Eigenart, besser Rätselhaftigkeit, die sich nur noch tiefenpsychologisch erklären lässt.