Als Sohn eines entschiedenen Gegners des Naziregimes möchte ich mich bei euch entschuldigen für den Missbrauch, den unsere wohlstandsverwöhnten Parlamentarier mit euch betreiben, besser, mit eurem Andenken, mit euren Geistern, die Paul Celan in seiner Todesfuge so beschwor:
„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland …
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng …“

Wie verlogen dieses absolut unernste Tremolo der Nachgeborenen, die Auschwitz bemühen, um eine tagespolitische Kurskorrektur auszubremsen.

Wie abgründig banalisierend, eure bewaffneten und prügelnden Schergen von damals, die Nazis, mit den politischen Gegnern von heute in eins zu setzen, wie es eine ahnungslose Enkelgeneration derzeit tut, eingepeitscht von Parteichefs, die nach den trivialen Umfragewerten für die nächsten Bundestagswahlen schielen.

Wie widerlich aber vor allem unser politischer Pleitier Robert Habeck von den Grünen, der sein „Vaterland“, das er zum Kotzen findet, krachend in den Straßengraben gefahren hat; der schämt sich nicht, die Stätte eures Martyriums für ein Fotoshooting zu missbrauchen, das ihn als „nachdenklich“ ausweisen soll.

Tatsächlich wurdet ihr, ihr Geister von Auschwitz dort in den Lüften, wo man nicht eng liegt, als Staffage benutzt von Habecks Hoffotografen, um ihm, dem Jugendbuchautor, zwischen den Baracken und Schornsteinen Tugendkapital zuzuschustern, wenigstens das. Um noch einmal Celan zu zitieren:
„Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt / der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland / dein goldenes Haar Margarete / dein aschenes Haar Sulamith.“

Und, ihr toten Juden, auch das sei den Nachgeborenen noch einmal ins Gedächtnis gerufen – die Bundestagsdebatte, in der ihr beschworen wurdet, drehte sich darum, die Grenzen Deutschlands auch vor jenen zu schließen, die euren lebenden Nachkommen den Tod an den Hals wünschen und in unseren Straßen „Juden ins Gas!“ grölen.

Mit freundlichen Grüßen
Matthias Matussek