Was bewegt an Ostern: die Auferstehung des Herrn, die Vergebung unserer Schuld und der Triumph über den Tod? Oder, warum es keine Frauen als Priester gibt, wo Jesus die Frauen doch so mochte?

Claudia Becker: Finden Sie nicht auch, dass Ostern wie kein anderes christliches Fest der katholischen Kirche vor Augen führt, dass die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern nicht im Sinne der Bibel sein kann? Die Frauen haben nach den Evangelien die wichtigste Nachricht des Christentums – die Auferstehung – verbreitet. Wie kann man sie vom Pfarramt ausschließen?

Matthias Matussek: Wie präzise die Evangelien bei der Auferstehung sind, die Dreh- und Angelpunkt ist. Maria Magdalena und die Frau kommen zum Grab, um den Leib des Herrn einzubalsamieren. Das Grab, der Stein ist fortgerollt. Wie? Hier divergieren die Schilderungen, auf jeden Fall ist es leer, dafür aber ist da ein Engel, der ihnen sagt, der Herr ist erstanden. Wieso aber ist das ein Grund fürs Priestertum der Frauen?

Becker: Es war Maria Magdalena, die, wie im Johannesevangelium beschrieben, dem auferstandenen Christus als Erste begegnet ist und in seinem Auftrag die Nachricht den Jüngern verkündete. Und auch bei Matthäus sind es die Frauen, die als Erste von der Auferstehung erfahren und den Auftrag haben, den Jüngern davon zu erzählen. Bei Lukas ebenso, auch wenn die Jünger ihnen nicht glauben. Die Osterbotschaft, die wichtigste Aussage des Christentums – was wäre aus ihr geworden, wenn die Frauen sie nicht verbreitet hätten? Warum sollen Frauen also für alle anderen Verkündigungen im Gottesdienst nicht geeignet sein?

Matussek: Weil es so ist. Basta. Jesus hat sich zwölf Männer ausgesucht als Apostel. Sicher gab es auch viele Frauen bei den Jüngern, allen voran die Gottesmutter, die den Aposteln sagte: “Was er euch sagt, tut es.” Die Apostel sind sozusagen väterliche Vorbilder für die Priester.

Becker: “Basta” – was ist denn das? Dass es die katholische Kirche nicht so mit dem Diskutieren hat, müssen Sie nicht extra betonen. Aber sagen Sie mir wenigstens, an welcher Stelle die Bibel sagt, dass Frauen nicht Priester werden dürfen? Sagen Sie mir, wo Jesus Frauen weniger schätzt als Männer und ihnen sogar die Fähigkeit abspricht, zu verkündigen?

Matussek: Nirgendwo. Er schätzt Frauen und wird von ihnen geschätzt. Er schätzte es nur nicht, wenn man ihn wegen irgendwelcher Ämter oder Ranglisten der Beliebtheit belatscherte, was ja selbst unter den Aposteln vorkam.

Becker: Jesus lebte keine Hierarchien. Deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, dass er Frauen ausgrenzen wollte.

Matussek: Dass jetzt Frauen unbedingt Priester sein wollen, ist bei euch ja auch erst seit dem hysterischen Feminismus der 70er-Jahre der Fall – in den Jahrhunderten zuvor waren auch bei euch Männer als Pastoren die Selbstverständlichkeit. Wo bleibt denn da euer Beharrungsstolz für Tradition und Würde? Aber viel schlimmer finde ich diese Straßenantwort auf die Frage, was wir an Ostern feiern: die Geburt des Osterhasen! Deshalb freuen wir uns doch erst einmal gemeinsam über das, was wirklich zählt: die Auferstehung des Herrn, die Vergebung unserer Schuld und den Triumph über den Tod!

Erschienen am 04.04.15 www.welt.de